Naher Osten, wir kommen
8. Februar 2015 von TiDo

Straßenbahn, Bus, Auto und Flieger

Klar sind wir hier in Dresden schon irgendwie ein bisschen östlich, aber unser Ziel für die nächsten zwei Wochen liegt noch viiiiiel weiter östlich und wird komischerweise naher Osten genannt.

Vier Etappen, der Entfernung nach aufsteigend geordnet, werden wir bis dort hin in Angriff nehmen. Los ging es kurz vor Mittag mit 20 Minuten Straßenbahnfahren bis zum Hauptbahnhof. Hier stiegen wir in einen blauen Fernbus um, der uns, immer wieder überraschend, komfortabel und deutlich günstiger als die Bahn in knapp 2 Stunden bis zum Hauptbahnhof in Zwickau brachte. Keine zehn Minuten auf dem Vorplatz gestanden, erreichten uns dann zwei ebenso gut aussehende und blendend gelaunte Sachsen … Sabrina und Philipp.

Auf einem Parkplatz am Scarborough Beach im westaustralischen Perth parkte eines Nachmittags ein weißer Minivan neben uns ein. Während Doreen und ich am Tido stehend unseren allabendlichen Topf Nudeln zubereiteten, bauten zwei sächselnde junge Leute eine Klappstuhl- und -tischgarnitur auf, um anschließend an dieser sitzend von eckigen Tellern Fischstäbchen mit Kartoffeln zu essen. Ganz schön dekadent, wie es zunächst schien, aber der Schein sollte trügen. 🙂
Nicht ganz 4 Jahre Freundschaft später sollte der Oman unser erstes gemeinsames Ziel für eine weitere schöne Zeit in der Ferne werden.

Die beiden luden uns in das schon vorher gut beladene Auto, dann ging es für etwas mehr als 3 Stunden auf die Autobahn in Richtung Frankfurt am Main. Das Auto der beiden wurde nun für die Zeit unserer Reise auf einem Park-and-Fly-Areal eingemottet, ein kleines Shuttle brachte uns zum Terminal. Zeitlich gut abgepasst konnten wir dann auch recht bald das Gepäck abgeben und uns die Füße auf einer kleinen Runde an den Geschäften am Flughafen vertreten, bevor es dann zur Sicherheitskontrolle ging. Die verbleibende Stunde bis zum Boarding verbrachten wir mit etwas Fastfood.

Der Flug als vierte und letzte Etappe der Hinreise startete pünktlich und die sechseinhalb Stunden bis zur Landung in Maskat vergingen wie im Flug … liegt ja in der Natur.

Die Sonne lag gerade am Horizont, als wir den A330 von Oman Air über die Treppe aufs Vorfeld verließen. Schon der erste Schritt aus der Tür offenbarte, dass unsere kleine Flucht vor dem kühlen Winter in Deutschland gelungen war. Mollig warm und trocken war die omanische Luft.

Im altern Terminal angekommen verabschiedeten sich mehr als dreiviertel der anderen Passagiere in den Transferbereich, der Rest reihte sich mit uns in die überschaubare Schlange am VISA-Schalter ein und wollte somit ebenfalls im Land bleiben. Der erste kleine Schock des Urlaubs erwartete uns auch genau hier, als uns die äußerst sachliche, in schwarzer Burka gekleidete Mitarbeiterin mitteilte, dass das Visum für 30 Tage pro Paar über 100 Euro koste. Wir hakten dieses Thema schnell, sprich bezahlend ab und begaben uns zur Autovermietung. Philipp und ich stellten uns dort erneut an das Ende einer Schlange. Endlich an der Reihe, kümmerte sich Deja-Vu-artig eine angestrengt lächelnde Dame in schwarzer Burka um uns. Etwa ein Duzent mal beantworteten wir die Frage, ob wir wirklich ausschließlich einen Toyota Landcruiser wollen, mit „ja“ und bekamen diesen letztendlich auch zugesagt. Nach etwas Warten bat uns dann ein komplett weiß gekleideter Europcar-Angestellte mitzukommen. Er führte uns vor das Terminal zu einem Toyota Landcruiser und meinte, es sei nicht unser Mietwagen, aber er würde uns damit zu unserem Mietwagen bringen. Zehn Minuten später erreichten wir einen Platz, an dem die Fahrzeuge scheinbar gewartete und gereinigt werden.
Man bot uns hier erneut ein alternatives, amerikanisches Modell der Marke GMC an, wir erwähnten erneut, dass wir bereits bei der Buchung in Deutschland einen Toyota zugesagt bekommen haben … naja, Ihr wisst ja, warum gerade Tim so auf Toyota besteht. 🙂 Da aber kein Toyota am Platz war, außer natürlich der, in dem wir gerade gekommen waren, bot man uns nun spontan genau diesen an und wir stimmten natürlich zu. Frisch gewaschen und ausgesaugt, was keine 10 Minuten dauerte, nahmen wir dann nun doch einen Landcruiser entgegen. Jetzt hatten wir soweit alles, was wir für unser Tagesgeschäft benötigten … naja gut, außer etwas zu Essen.

Erstmal Abhängen

Um uns etwas auszuruhen und die ersten Dinge auszupacken und sinnvoll im Auto zu verteilen, wollten wir uns eine nettes Plätzchen am Wasser suchen. Ein grobes Ziel in der Navigationshilfe machten wir uns auf den Weg.
Eine Lösung für das Verpflegungsthema ergab sich unterwegs. Ein „Hypermarket“ der Handelskette „LuLu“ lag auf dem Weg und wurde natürlich genutzt. Neben den üblichen Dingen, wie Nudeln und Müsli, lag auch exotischeres, wie süß-scharfer Mangosalat, im Einkaufskorb.
Nach ein paar wenig erfolgreichen Abstechern in kleinere Siedlungen am Wasser, in denen gerade hauptsächlich Ziegen unterwegs waren, fanden wir nahe der Bucht von Mutrah dann endlich auch ein halbwegs angenehmes Fleckchen inklusive ein oder zwei schattenspendender Palmen. Hier bekämpften wir erstmal den Hunger und genossen zum ersten mal richtig die warme arabische Sonne.
Bevor wir uns in Richtung unseres heutigen Hotels auf machten, erklommen wir in unmittelbarer Nähe noch einen kleinen Felsen, auf dem sich einer der in dieser Gegend zahlreichen Befestigungstürme befindet. In der sehr bergig-felsigen Gegend an der Küste rundum Maskat und Mutrah trifft man diese kleinen Türmchen immer wieder.
Von diesem hier hatten wir einen guten Blick auf den Passagierhafen, in dem gerade eine AIDA und eine Costa, letztere völlig aufrecht, am Pier lagen.
Auf dem Weg zum Hotel nutzten wir diverse Hauptverkehrswege und könnten zusammenfassend sagen, dass sich praktisch jede einzelne davon gerade in Bau oder im Ausbau befand. Generell hatte man in vielen Stadtteilen das Gefühl, ein einzige große Baustelle zu befahren. Der Fortschritt zeigte sich also überall, wenn auch nicht immer von seiner vorteilhaftesten Seite.

Ohne nennenswerte Verfahrer erreichten wir das Hotel. Zunächst eine Nacht und vermutlich die letzten beiden Nächte unseres Urlaubs würden wir hier verbringen, alle hofften also auf eine halbwegs gepflegte Behausung. Wir bezogen die beiden nebeneinander liegenden Zimmer in der zweiten Etage und der erste Eindruck war sehr solide.
Erster Akt beim Bezug eines jeden Zimmers sollte hier die Inbetriebnahme der obligatorischen Klimaanlage sein. Danach wurde das Bad auf eine Toilette geprüft, nicht auf Sauberkeit sondern auf Vorhandensein! 🙂 Soweit zufrieden hieß es nun etwas ausruhen, etwa ein Stündchen oder so …

Spät-Nachmittagsausflug

… fast zwei Stunden später waren wir wieder auf den Beinen und bereit für eine kleine Spritztour in die Gegend, also fuhren wir einfach los. Die Straße direkt vor dem Hotel führte in Richtung Küste. Wir folgten zunächst ihr und danach unsere Nase. Der eher zufällige Weg führte zwischen den schroffen Felsen hindurch zum Fischerort Qantab, gelegen an einer schönen Bucht.
Die Fischer hatten so kurz vor Sonnenuntergang schon all ihre Bote aus dem Wasser geholt und genossen nun selbst das letzte Licht des Tages. Wir spazierten entlang des Strandes, vorbei an den abgestellten Booten, und beobachteten Familien beim Abendessen sowie Jugendliche, die sich auf einem Kiesplatz gleich neben dem Strand ausgelassen ein Fußballmatch lieferten. Allgemein waren alle entspannt und freundlich, wie auch anders an diesem ruhigen Fleckchen.
Wir liefen weiter auf einen kleinen Hügel, der auf Uferseite als Klippe ins Meer mündete. Von hier aus hatte man einen schönen Blick auf den Ort unten an der Bucht und die felsige Küste um Maskat. Uns gefiel die zerklüftete Landschaft hier wirklich sehr, immer wieder der Kontrast zwischen den bräunlich-orange schimmernden Felsen, den weißen oder beigefarbenen Gebäuden und dem blauen Meer.

Nachdem die Sonne hinter den scharf-gezacken Kämmen untergegangen war, machten auch wir uns wieder auf den Weg zurück in die Stadt, denn Hunger machte sich breit.

Erstes Abendbrot

Im Zimmer von Sabrina und Philipp gab es zwar eine Küchenzeile, außer einem Kühlschrank allerdings ohne Geräte. Die gekauften Nudeln durften also warten. Erneut begaben wir uns in die Bucht von Matrah. Zu Fuß begaben wir uns auf die Uferpromenade, wo ein sehr reges und geschäftiges Treiben herrschte. Vor allem im Souk, dem örtlichen Markt, wurde man von allen Seiten gebeten, angebotene Stoffe zu berühren, an Parfums zu schnuppern oder Hüte zu probieren. Woanders würde man es wohl als etwas nervig einstufen, hier allerdings gehörte es hin und passte zum Flair. Am ersten Abend begab sich auch noch keiner von uns auf Souveniersuche, stattdessen nahmen wir einfach am Tisch eines der zahllosen, scheinbar identischen Restaurants mit einheimischer Küche Platz.
Einheimische Küche umfasst hier Hühnerfleisch, welches ähnlich zum deutschen Döner als Batzen an einem riesigen Spieß gegart und anschließen auf einen Teller geraspelt wird. Dazu gibt es Salat, Kichererbsenpüree und arabisches Fladenbrot. Völlig unspektakulär und zugegeben auch nur bedingt schmackhaft, zumindest im Lokal unserer heutigen Wahl. Um so besser aber sah es bei den Getränken aus, denn alle Säfte auf der Karte waren frisch gemacht … gepresst wäre hier das falsche Wort. Von Mango und Granatapfel bis hin zu Litschi und Honigmelone, alles war wirklich äußerst lecker.

Entlang der Promenade, an der auch wieder viele Einheimische den Abend mit Kartenspielen oder einfach nur geselligem Beisammensein beendeten, schlenderten wir zurück zum Auto. Nach einer kleinen unfreiwilligen Ehrenrunde parkten wir am Hotel und verabschiedeten uns am Ende dieses langen, aber schönen ersten Tages im Oman in die erholsame Nacht!

Zwischen Buchten und Löchern
9. Februar 2015 von TiDo

Bevor es losging

Die erste Nacht in künstlich gekühlter Luft haben wir alle nicht nur gut überstanden, sondern auch ganz gut geschlafen, obwohl dem ein oder anderen die ununterbrochenlaufende Klimaanlage doch etwas laut gewesen war. Naja, daran gewöhnen wir uns auch noch.
Gegen 9:30 Uhr begaben wir uns nach unten zum Frühstück. Wir waren gespannt, was hier auf uns wartet, denn genau wie beim Abendessen wussten wir auch bei der ersten Mahlzeit des Tages nicht, was sich die Omanis so auftischen. Nun, kurz zusammengefasst, es war ein buntes Sammelsurium aus sprichwörtlich allem. Toest- und Fladenbrot, dazu Rührei, Honig und Käse. Interessant wurde es dann beim Nudel- oder Kartoffelauflauf, fritierten Geflügelnuggets, Thunfischhäppchen, süßem Gebäck, Oliven, Apfelspalten und natürlich Baked Beans. Es war für jeden irgendwas dabei und keiner von uns musste mit Hunger in den Tag starten.

Auf zur Küste

Grober Plan heute war es, der Küste bis zum Ort Sur zu folgen und auf dem Weg den ein oder anderen Zwischenstopp zu machen. Wir begannen wie vorgesehen und warfen nur 15 Minuten nach Abfahrt den ersten Blick auf die erste Bucht des Tages. Wir hatten gelesen, dass sich die Omanis vorgenommen hatten, Ihr Land bzw. Ihre Küste nicht so touristisch zu verbauen, wie es z.B. in den benachbarten Emiraten gemacht wurde, aber unser erster konnte das leider nicht so ganz bestätigen. Die Aussicht war zweifellos schön, aber um so länger und genauer man hinsah, desto mehr neu gebaute Straßen, Gebäude oder Baustellen waren auf den sandfarbenen Felsen zu erkennen.
Wie auch immer, neben dem verlockend grün-blauem Wasser, waren es vorallem die vielen kleinen Buchten, die zum Baden einluden. Wie aber dort hinkommen? Wir informierten uns an einem nahegelegenen Tauch- und Wassersportstützpunkt und entschieden uns, die Ecke hier wasserseitig mit Kajaks zu erkunden. Da dies heute aber den Rahmen sprengen würde, kam das für einen der letzten Tag unserer Reise auf die Liste, die wir wieder in der Gegend verbringen würden. Nach einer für die Gärtner sehr belustigenden Runde durch einen 5-Sterne-Plus Hotelkomplex setzten wir die Fahrt fort 🙂

Buchthopping

Die wenigbefahrene, aber gut ausgebaute Straße brachte uns in kleinen Schritten Richtung Süden, führte durch abgelegene Täler, Dörfer und Palmenoasen von einer Strandbucht zur nächsten und zu Wasserzugängen an den zahlreichen Meeresarmen der zerklüffteten Küste. Hier und da verbrachten wir etwas Zeit, genossen die Idylle, aßen einen Snack oder spazierten ein bisschen im Sand.
Uns freute, dass mit zunehmender Entfernung zu Maskat der touristische Flair und mit ihm die Baustellen verschwanden und wir so das Gefühl bekamen, das hier typische Oman erleben zu können.

Zwar waren auch im kleinesten Dorf Satellitenschüsseln auf den Dächern der Häuser, dennoch aber waren die leute mit dem Zusammentreiben von Ziegen oder der Wartung Ihrer kleinen Fischerboote beschäftigte. Sie schauten uns zwar ab und zu hinterher, vor allem Sabrina, der blonden Frau in unserer Runde, ließen sich von uns aber ansonsten nicht ablenken. Entsprechend wurden auch wir nicht gestört und konnten einfach nur die Zeit genießen.

Wie wir weiter verfahren

Die Zeit wir mittlerweile schon sehr vorangeschritten, was für uns bedeutete, nun auch etwas Strecke unter die Räder zu bringen. Dazu kehrten wir zu einer der Hauptverkehrsstraßen zurück. Der weg dahin gestaltete sich nicht kompliziert, allerdings nicht ganz so direkt, wie eigentlich vorgesehen. Einmal unbemerkt falsch bzw. nicht abgebogen halsten wir uns fast 100 Extrakilometer auf. Wir landeten auf einer Straße, die uns wieder bis an den Rand von Maskat brachte. Von einer kleinen Passhöhe bekamen wir dabei einen schönen Eindruck der Stadt, deren weiße Gebäude sich wie Wasser zwischen die Berge betteten. Selbst Einheimische fanden dies sehenswert.

Endlich die Autobahn erreicht, ging es nun in brauchbar großen Schritten voran. In großen Bögen zog sich die nagelneue Piste zunächst durch die Gebirge und später entlang von steilen Hängen rechts und dem Meer links.

Auf dem letzten Loch

Auf dem Weg nach Sur machten wir heute einen letzten Halt am Bimmah-Sinkhole. Vor laaaaanger Zeit stürzte die Decke einer Höhle ein und hinterließ so ein Loch im hier ansonsten flachen Küstenabschnitt. Durch die Nähe zum Meer ist das ansonsten unscheinbare Loch im Boden mit salzhaltigem Grundwasser gefüllt und dient nun als Ausflugsziel zum Picknicken und Baden. Die Stoßzeit schien heute allerdings schon vorbei gewesen zu sein und so hatten wir diesen Naturpool für uns. Zwar schaffte es auch die Sonne nicht mehr ganz bis zum Boden der ehemaligen Höhle, aber es war alles andere als kalt und zumindest wir Kerle ließen uns das Bad im türkisblauen Wasser nicht nehmen.

Spätestens nach dem Schwimmen machte sich nun endgültig Hunger breit. Auf den letzten 50 km bis zur Unterkunft in Sur passierten wir noch das Wadi-Shab, welches eigentlich auch für heute vorgesehen war. Da wir uns aber heute nicht unter Druck setzten ließen, verschoben wir das kurzerhand auf morgen und fuhren durch bis zum Hotel.
Beim Bezug unserer beiden Zimmer waren wir uns schnell einig, dass eines der beiden praktisch identischen Apartments mit den jeweils vier Betten völlig ausreichend groß für uns vier sei. Wir stornierten das zweite also einfach.

Essen, dann Verdauungsspaziergang

Ohne großen Aufenthalt ging es mit dem Auto ins Zentrum von Sur, einer Fischerstadt im Osten des Oman. Wir waren auf der Suche nach einem Indischen Restaurant, fanden aber nach mehreren Runden durch die blebeten Straßen keins. Mit Hilfe der Navigation landeten wir letztendlich in vertrauten Gefilden. Pizza Hut sorgte heute für bedingt befriedengende Übersättigung.
Geschmeckt hat es ganz okay, aber es war eben zuuuu viel. Eine ganze Pizza verblieb als Rest, den wir uns als Verplegeung für den nächsten Tag einpacke ließen.
Um den Bäuchen vor dem Schlafengehen noh etwas Zeit zur Verarbeitung des Abendessens zu geben machten wir noch einen kleinen Spaziergang am Wasser. Dabei war es an der Promenade alles andere als ruhig. Überall saßen kleine Grüppchen von hauptsächlich männlichen Omanis in kleinen Runden und unterhielten sich angeregt oder vertrieben sich den Feierabend mit Karten- oder Würfelspielen. Einige Fischer, die gerade noch ihre Bote an Land gebracht hatten saßen nun zwischen ihren Booten und teilten Kaffee oder Tee. Insgesamt eine fröhliche und vor allem friedliche Abendstimmung …

Watt für nen Wadi …!?
10. Februar 2015 von TiDo

Frühaufsteher … ne nee

Auch heute ließen wir uns nicht aus dem Bett hetzen. Während die Klimaanlage stetig vor sich hin brummte drehte man sich noch ein- oder zweimal gemütlich um, bevor der erste Gedanke ans Aufstehen verschwendet wurde. Im Apartmenthotel dieser nacht war kein Frühstück inklusive, worauf wir natürlich vorbereitet waren. Vier Schüsseln, Milch und diverse Müsli- und Ceraliensorten wurden aufgetischt, gemixt und konsumiert.
Anschließend verteilten wir uns pärchenweise auf die zwei Badezimmer und machten uns frisch, bevor wir packten und uns so langsam in Richtung Auto begaben. Nach dem Check-Out beim überentspannten und entsprechend behebig arbeitenden Herrn am Tresen ließen wir uns alle noch ein Weilchen im Foyer nieder und nutzen das WLAN um uns über alle „wichtigen“ Neuigkeiten in er Welt zu informieren.

Shab, das halbausgetrocknete Flussbett

Wie schon erwähnt wollten wir das sogenannte Wadi-Shab gestern zeitlich nicht unter Wert verkaufen und haben die Wanderung dort auf heute verschoben. Etwa eine halbe Stunde brauchten wir auf der leeren Autobahn von Sur bis zum Parkplatz. Dieser lag direkt unter der nagelneuen Autobahnbrücke, welche dort über die letzten Meter des Tals führte, durch das der Fluss Shab wohl in großeren zeitlichen Abständen fließt und knapp 500 m weiter ins Meer mündet.

Nachdem wir uns wanderfertig gemacht und Wasser sowie Snacks eingepackt hatten, begaben wir uns zunächst zu einem kleinen Bootsanleger, an dem sich schon die ganze Zeit immer wieder Touristen versammelten und sozusagen abtransportiert wurden. Da die Flußseite des Parkplatzes am Felsen endete und die Wanderweg laut Reiseführer auf der anderen Seite begann, mussten auch wir erstmal zum anderen Ufer übersetzen. Das bedurfte keines großen Aufwands. Einer der Bootsleute kassierte einen sehr überschaubaren Betrag in Bar, bat uns an Bord und eine kurze Fahrt später verabschiedete er uns sachlich dankend auf der anderen Seite.

Von nun an ging es zu Fuß weiter. Es war mittlerweile wieder herrlich warm geworden, was die Vorfreude auf das hoffentlich bevorstehende Bad am Ziel weiter schürte.
Anfangs war das Tal noch recht breit zwischen den steil aufsteigenden Felswänden beiderseits. Für Flussbetten typische grober Schotter bildete den Weg. Etwa auf halben Weg allerdings verengte sich das Tal etwas und der Pfad verlief nun direkt am Fels oder zwischen großen Brocken, die irgendwann einmal von oben herabgestürzt waren.
Die ganze Zeit zu beobachten waren neue, vor allem aber auch ältere Kanalsysteme zur Bewässerung von kleinen Plantagen am unteren Flussende. Sie schlängelten sich unentwegt und wasserführend entlang des Talrandes. Gut zu wissen, das da, wo wir hinliefen, auch Wasser herkam. Würde sonst schwierig mit Baden. 😉

Badi Badi im Wadi

Nach etwas einer Stunde Marsch erreichten wir dann das ersehnte Ziel. Zwar passierten wir auf dem Weg öfter Pools zwischen den Felsen, aber so richtig einladend wurde es erst hier …

Klares, grün-blaues Wasser floss langsam durch die aneinandergereihten Becken zwischen weiß-beigem Gestein. Wir schauten uns kurz um und ließen uns nieder. Wir unterhielten uns mit einem weiteren Urlauberpärchen und brachten in Erfahrung, wie weit man dem im Wasser noch vorankäme. Die beiden meinten, dass man bis zu einer Höhle problemlos gehen bzw. eher schwimmen können.

Philipp und ich überlegten nicht lange und beschlossen, mindestens bis zur Höhle zu kommen. Ein problem nur: Schwimmer und Spiegelreflexkamera sind nur bedingt kombinierbar. Zum Glück war auch die kleine Kompakte mit im Gepäck, welche zwar auch nicht wasserfest, aber mit nur wenigen 100g Gewicht auch schwimmend über Wasser zu halten war … und, notfalls, auch entbehrlich.
Gesagt, getan … schwimmend, kletternd, gehend und immer wieder schwimmend erreichten wir den Eingang zur Höhle. Kein Grund unter den Füßen und über Wasser gerade genug Platz für den Kopf quetschten wir uns hinein. Nach einer weile waren dann auch alle anderen Besucher gegangen und so hatten wir das wirklich coole Plätzchen für uns, zumindest bis auch die Mädels nachkamen. 😀

Die Entscheidung, uns für das Wadi mehr Zeit zu nehmen, hat sich jedenfalls gelohnt, und wie an den Bildern zu sehen ist, hat es auch die Kamera wieder bis zum Platz geschafft, an denen Handtücher und ein paar kleine Häppchen auf uns warteten.
Der Rückmarsch ging gut von der Hand, aufgrund des wechselnden Lichtes sah vieles anders aus, als noch am Vormittag. Auch auf das Boot mussten wir nicht lange warten, es stand sogar schon eins bereit, mit dem gerade andere Touristen gekommen waren.

Mittlerweile hatte sich auch größerer Hunger breit gemacht, dem die Pizzareste vom Vorabend natürlich gerade recht kamen. Zurück am Auto waren die dann leider viiiel zu schnell verputzt, immerhin aber waren alle erstmal zufrieden.

In Richtung Schildkröten

Wieder auf der Autobahn ging es nun wieder bis Sur, wo wir zum ersten mal hier im Oman eine Tankstelle aufsuchten. Die Tanknadel stand kurz unter halbvoll und für knapp 20 EUR wurde wurde der Toyota wieder bis zum rand abgefüllt. Recht günstig, mag man nun denken, aber nein … billig, wäre das richtige Wort, denn für das Geld sind fast 80 Liter in den Boliden gelaufen. 🙂

Weiter entlang der Küste entdeckten wir heute auch die ersten arabischen Kamele, im allgemeinen auch als Dromedare bekannt. Rein der Gesichtsausdruck ähnelte dem von Giraffen sehr, nett lächelnd und blöd könnte man ihn zusammenfassend beschreiben.

Etwa zu Sonnenuntergang erreichten wir das Ras al Jinz Turtle Resort. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Nationalpark, der vor allem einen Strandabschnitt umfasst, an dem Wasserschildkröten ihre Eier legen und vergraben. Da diese Schildkröten später wieder zu ihrem Geburtsort zurückkehren, um wiederum ihre Eier zu legen, kommen hier schon seit vielen vielen Jahren die gepanzerten Tiere für diesen Teil ihres Fortpflanzungskreislaufs.
Es werden hier prinzipiell zwei geführte Touren zum Strand, eine frühmorgens und eine abends. In der Hoffnung, eventuell ein oder zwei Exemplare sehen zu können, buchten wir für den nächsten Morgen 4:30 Uhr die Tour, da abends Fotografieren nicht gestattet ist, morgens hingegen schon.
Mittlerweile war es schon recht dunkel geworden und so machten wir uns auf den Weg zu unserer heutigen Unterkunft, dem Ocean View Motel … mitten im Nirgendwo.

Dort wartete man bereits auf uns, nicht aber etwa, weil wir zu spät waren, sondern weil wir wohl die einzigen Gäste zumindest für diese Nacht waren.
Das Motel lag einen Steinwurf vom Wasser entfernt, entsprach den hier üblichen Standards und die Angestellten waren sehr aufmerksam und nett. Nach kurzer Diskussion war es auch kein Problem mehr die beiden üppigen Zimmer erneut auf eines zu reduzieren, weil praktisch wieder zwei vollwertige Doppelbetten in jedem Zimmer zu finden war und die Nach wegen der Tour zu den Kröte eh nicht allzu lang werden würde.
Als man uns fragte, ob wie zu abend essen möchten, fragten wir, was es gäbe, worauf man uns eine kopierte A4-Seite mit drei Gerichten zur Verfügung stellte. Die Preise waren überschaubar und so orderten wir praktisch von allem etwas. Der Koch meinte auf Anfrage, dass er etwa eine Stunde benötigen würde. Klingt im ersten Moment lang, aber in dieser Stunde zauberte er nur für uns frischen gegrillen Fisch, frisches Hühnchencurry, ein halbes Ofenhühnchen und zu allem Reis und Salat. Wir waren überrascht und überaus zufrieden. Pappsatt und in freudiger Erwartung auf die Tour begaben wir uns zu Bett …

Vom Sand am Meer zum Sandmeer
11. Februar 2015 von TiDo

Schlaflos im Motel

Gegen 3:00 Uhr nachts klingelte der Wecker. Allerdings können wir alle nicht wirklich behaupten, er hätte uns aus dem Schlaf gerissen, denn wirklich geschlafen hat in dieser so schon kurzen Nacht keiner von uns. Vor allem die Mücken hielten uns wach, die ganze Zeit herrschte darum irgendwie generelle Unruhe und somit war der Weckruf mehr Erlösung als Fluch.

Nach einem kleinen Snack packten wir alles Notwendige zum Schildkrötenbeobachten zusammen und machten uns auf den Weg durch die Nacht zurück nach Ras al Jinz. Typisch deutsch erreichten wir das Resort überpünktlich und nutzen zunächst das Auto und später das Foyer für kurze Nickerchen, bis 4:30 Uhr die ca. 20 Tourteilnehmer zum Ausgang gebeten wurden.

Zumindest kleine Erfolge bei den Kröten

Draußen wartete ein kleiner Bus. Der Fahrer stand davor und klärte uns in einer äußerst kompakten Ansprache über die Verhaltensregeln sowie den Ablauf des Ausflugs auf. Im Anschluss bestiegen wir den Bus und nach nur wenigen hundert Metern Fahrt stoppten wir auf einem kleinen Wendeplatz unweit des Wassers. Der Fahrer rief in den Bus „This is Beach Number one“, „das ist Strand Nummer eins“, worauf wir zunächst alle austiegen und uns vor dem Bus versammelten. In der Dunkelheit sahen wir an mehreren Stellen die Lichtkegel von Taschenlampen wedeln und warteten artig auf weitere Anweisungen.
Nach einer Weile kam die Ansage „No Turtles here, we now go to Beach Number two“. Im Moment seien also keine Schildkröten hier und wir würden nun den zweiten Strandabschnitt probieren. Also, alles wieder in den kleinen Bus und auf gehts. Dort hieß es wieder raus und warten, während die wandernden Lichter wieder auf der Suche waren. Es daurte wieder eine ganze Weile und ein wenig schwand auch die Hoffnung, bis der Fahrer nach kurzer Beratung mit den Taschenlampen in die Runde sprach und meinte, große Schildkröten wäre zwar keine da, aber ein paar Babykröten würden sich gerade auf den Weg zum Wasser machen und die würde er uns zeigen. Die Gruppe folgte ihm und keine 20m weiter leuchtete er mit der Lampe auf den Boden. Fast wie bei einer militärischen Übung, begannen sich die anderen Teilnehmer der Gruppe, scheinbar in Deckung gehend, auf den Boden zu werfen und mit ihren Fotoapparaten im Dauerfeuer auf die kleinen, wild strampelnden Krötchen loszugehen. 🙂 Auch wenn die einfach nur schnell ins Wasser wollten, sah es in diesem Umfeld schon ein wenig wie Flucht vor den Objektiven aus. Dennoch war es ein sehr schönes Erlebnis, von dem auch wir ein paar Bilder, natürlich mit der Scharfschützenausrüstung aus sicherer Entfernung zu den anderen Truppenmitgliedern, gemacht haben.

Die kleinen waren inzwischen alle bis zum Wasser gekommen und es begann mittlerweile langsam zu dämmern, was das Ende der kleinen Tour einläutete. Der Fahrer bedankte und verabschiedete sich und stellte abschließend zur Wahl, im Bus wieder bis zum Resort zurückzu fahren, oder am Strand Nummer eins zu verweilen und später zu Fuß den Rückmarsch anzutreten. Wir blieben natürlich und verbrachten etwas müde die kühle Stunde bis zum Sonnenaufgang.
Mit etwas mehr Licht zeigte sich hier und da nun auch, dass im Laufe der letzten Nacht an einigen Stellen durchaus große Schildkröten unterwegs waren. Naja, wir haben es versucht und zumindest kleine Erfolge gefeiert, auch wenn uns größere lieber gewesen wären. Wir verabschiedenten uns von Ras al Jinz und freuten uns auf das noch ausstehende Frühstück im Oceanview Motel.

Frühstück mit Blick

Zurück an unserer Unterkunft der letzten, kurzen Nacht Namen wir wieder im Speisesaal Platz und ließen uns, nach wie vor als einzige Gäste hier, das Frühstück servieren. Rührei mit knusbrigen Speck und Toast mit diversen Belägen, Auch heute Morgen gab es wieder nichts zu meckern.

Langsam wird es wüst

Vom so abgelegenen Motel aus ging es nun, nach ein paar letzten Kilometern am östlichsten Küstenabschnitt Omans, ins Landesinnere. Auf dem Weg kamen wir durch einge Ortschaften, die hier, etwas ferner der bisher touristisch relativ erschlossenen Gegenden etwa anders aussahen.
Viele Gebäude waren eher einfacher Natur und wirkten etwas heruntergekommen, es lag noch mehr Müll herum, als sonst schon. Wenig Abfall und gepflegte Ecken waren hingegen immer um die größeren Moscheen zu finden. Auf die Häuser Gottes wurde also auch, oder vielleicht auch gerade hier im arabischen Raum gehobenen Wert gelegt.

Nach dem wir an den ersten Tagen unsere Tour etwas dem groben Zeitplan hinterher fuhren, waren wir nun mehr als im Soll und erreichten etwas zu Früh den vereinbarten Treffpunkt, von dem aus man uns zur heutigen Nächtigungsstätte begleiten würde. Da uns die letzte Nacht nach wie vor in den Knochen steckte, entschlossen wir uns, ein ruhiges Plätzchen zu suchen und uns das ein oder andere kleine Mittagsnickerchen zu halten. Auf dem kleinen Runde durch den Ort an der Palmenplantage, fanden wir eine Stelle und genossen knapp zwei Stunden Ruhe und Wäre bzw. Hitze. 😉

Auf in die Dünen

Nachdem die kleinen Nachmittagspause wie im Flug verging, fanden wir uns gegen 16:00 Uhr erneut an der Oman-Oil Tankstelle ein und waren gespannt, ob jemand auftauchen würde. Und tatsächlich, ein grauer Toyota Tundra bog in die Einfahrt ein und parkte. Ein Omani, ganz cool mit Turban und Sonnenbrille, stieg aus und kam zielsicher auf uns zu. In sympathisch gebrochenem Englisch vergewisserte er sich, dass wir die waren, die er hier anzutreffen erhoffte. Danach erklärte er kurz, es komme gleich noch ein Kollege von ihm, der uns dann bis zum Nomadic Desert Camp, einem Zeltcamp in der Wüste führen würde. Er abschiedete sich und meinte, wir würden uns im Camp wiedersehen.

Kurz darauf erschien der angekündigte Kollege im weißen Landcruiser, lud zwei weitere Damen ein, die Ihr Auto hier über Nacht zurückließen, und bat uns höflich lächelnd mit Händen und Füßen, ihm zu Folgen.
Wir fuhren ihm also einfach hinterher. Relativ direkt ging es auf die Dünenberge zu, die sich direkt hinter dem Ort erhoben. Bei einem kurzen Stopp reduzierten wir noch etwas den Reifendruck, um das fahren im Sand etwas zu vereinfachen. Etwa 20 Minuten später erreichten wir das Camp, das im einem weiten und flachen Tal zwischen zwei Dünenkämmen lag. Um das restliche Tageslicht noch ein bisschen nutzen zu können, bezogen wir schnell unsere Zelte und machten uns nun allein auf den Weg ins scheinbar unendliche Sandmeer.

Ein paar Kilometer reichten schon, um, ausgenommen der eigenen Autospuren, alles, was irgendwie an Zivilisation erinnern könnte, außer Sichtweite zu bringen. Wir spazierten durch den riesigen Sandkasten, machten Fotos und genossen die Ruhe, die Einsamkeit und die Weite.

Um nicht alleine durch die Dunkle Wüste fahren zu müssen, traten wir schon vor dem Verschwinden der Sonne den Rückweg zum Camp an.

Nomadic Desert Camp

Die Zeit bis zum Abendessen, das hier draußen sinnvollerweise inklusive war, wurde genutzt, um sich frisch zu machen und ein bisschen durch das sehr spartanische, aber gemütliche Camp zu spazieren. Unterwegs trafen wir, wie angekündigt, auch den Chef wieder und unterhielten uns ein wenig, da er hier der einzige Zugehörige war, der überhaupt englich sprach. Er war schon ein sehr lustiger Geselle.

Nur noch ein schwacher Lichtstreifenstand am Horizont, als zwei Angestellte mit Eimern herumliefen. Wenig später war dann auch zu sehen, was die beiden so trieben, denn überall beleuchteten nun kleine im Sand steckenden Lämpchen den Weg von jedem einzelnen Zelt zum zentralen Windschutz, an dem dann auch bald Hühnchen mit Resi und Salat serviert werden würde.
Der Chef persönlich ging von Zelt zu Zelt und bat zu Tisch. Ebenerdig, auf Teppichen, die direkt auf dem Sand lagen, waren die Sitzkissen rings um die kniehohen Tische eingerichtet. Es war eingedeckt und das Essen wartete darauf, verspeißt zu werden. Es wurde ein sehr gemutlicher und angenehm kühler Abend nach diesem heißen Tag, der so anstrengend begonnen hatte.

Wüste, Wadi und wieder Wüste
12. Februar 2015 von TiDo

Instantfrühstück

Wie die Nomaden im Zelt, nur eben mit Futonbett, verbrachten wir die Nacht hier im Camp und sie war wirklich sehr sehr erholsam. Es war stockdunkel, es herrschte Totenstille und es wehte ein angenehm kühles Lüftchen, dass nach dem Sonnenaufgang in mollige Wärme umschwenkte. Wie wir am Vorabend vom Chef erfahren hatten, sollte es 7:30 Uhr Frühstück geben. Wir ließen uns also so wecken, dass wir uns alle noch in Ruhe frisch machen und dann pünktlich zu Tisch erscheinen konnten.
Angekündigt waren Brot bzw. Brötchen mit Käse, Eier und Getränke, was soweit zufriedenstellend klang. Als wir aber sahen, was das hier genau bedeutete, mussten wir schon leicht schmunzeln, denn das Brot entpuppte sich als eingeschweißte Croissants, die äußerst künstlich schmeckten. Der Käse war Schmierkäse aus dem Glas, der wahrscheinlich die selbe Masse als Basis hatte, wie der Teig der Croissants. Immerhin die Eier waren echte Hühnereier, hartgekocht, nicht zu beanstanden. Wie auch immer, wir hatten unseren Müslivorrat im Auto, auf den auch zurückgegriffen wurde, somit mussten wir alle nicht hungernd in den Tag starten.

Düne rauf, Düne runter

Bevor wir für unser Tagesziel die Wüste erstmal verlassen würden, ging es mit bereits vollgepacktem Auto noch einmal in die Dünen. Nach dem der erste Anstieg auf einen der größeren Haufen gemeistert war, hielten wir an, um uns etwas umzusehen und ein oder zwei Drutzend Fotos zu machen.

Kurz darauf hörten wir Motorengeräusche, das Auto vom Camp-Chef erschien in einer kleinen Staubwolke. Er hielt und fragte uns in seinem verwegenen Englisch, ob es uns gut gehe!? Er erklärte auch gleich, dass er unser Auto vom Camp aus auf der Düne stehen sah und dachte, wir hätten uns festgefahren oder schlimmeres. Wir beruhigten ihn und erklärten, dass alles okay sei und wir einfach nur angehalten waren, um die Gegend zu bestaunen. Zufrieden grinsend meinte er, wir sollen ihm doch mal ein kleines Stück hinterherfahren. Ein paar hundert Meter weiter fuhren wir parallel auf eine Kante zu, hinter der nur noch Himmel zu sehen war. Wir blieben stehen, vor uns ein steiler Abhang bis hinunter ins Tal, in dem auch das Camp lag.

Wir stiegen aus und genossen wieder die Aussicht, während der Chef uns Jungs kurz erklärte, wie wir uns bei der Abfahrt verhalten sollen. Anschließend wurde noch etwas posiert, bevor es dann ohne die Mädels im Auto total bergab ging.

Mittlerweile drückte auch die Zeit etwas, da wir am Nachmittag wieder einen Treffpunkt zur Abholung zur nächste Übernachtung aufsuchen mussten und bis dahin auch noch etwas baden gehen wollten. Wir machten uns also nun auf den Weg aus der Wüste heraus. In den letzten Ausläufern schlenderten noch ein paar Kamele umher auf der Suche nach gelben Früchten, die überall verstreut am Boden lagen.

Im Wadi al Khalid

Das Wetter hier machte stets Laune auf ein kühles Bad, aber die Gelegenheiten hielten sich, bis auf das Wadi Shab, in Grenzen. Dort aber hatte es uns so gut gefallen, dass wir uns ein weiteres Wadi rausgesucht haben. Dieses lag nicht allzuweit weg und der Weg dahin war leicht gefunden und so stellten wir recht bald das Auto auf dem fast noch leeren Parkplatz am Ausgangspunkt des erwarteten kurzen Marsches ab.

Keine 300m Spaziergang weiter erreichten wir zwei kleine recht trübe Seen. Ein kleines Restaurant, die Bänke und Sitzgelegenheiten ringsum die Seen sowie der flache und leichte Einstieg ins Wasser machten das ganze zwar sehr attraktiv für die weniger mobilen, meist älteren Gäste, traffen aber so gar nicht unseren Geschmack bzw. unsere Erwartungen. Zum Glück hatten wir zuvor schon mit den neben uns parkenden Leuten geklärt, dass das nicht die Sehenswürdigkeit des Wadis sei, sondern, weiter dem Tal folgend, einfach dran vorbei gelaufen werden sollte. Wir hielten uns daran, ließen die kleinen Seen einfach links liegen und siehe da, einen knappen Kilometer weiter sah die ganze Sache schon deutlich vielversprechender aus.

Zuerst noch relativ weit wurde das Wadi mit jedem Schritt immer schmaler, bis der wasserführende Spalt kaum breiter als zwei oder drei Meter maß. Glasklar und teilweise sehr tief waren die Becken und … kaum jemand weit und breit.
Während es sich die Damen gemütlich machten, zogen Philipp und ich noch ein Stück weiter. Der Reiseführer erwähnte nämlich eine Höhle, deren Eingang nur unweit von hier liegen sollte tatsächlich schnell gefunden war. Es krochen gerade zwei einheimische Kids aus dem kaum 50cm hohen und etwa 3m breitem Zugang, was uns beide nicht allzu kleinen Menschen kurz überlegen ließ … aber eben nur kurz. Wir setzten die mitgebrachten Stirnlampen auf und robbten, auf der Seite liegend, die ersten Meter ins Dunkel. Weiter drin weitete sich die Höhle zum Glück etwas und geducktes gehen war möglich. Interessant war, dass das erste Stück zunächst kühlend zu den heißen Temperaturen draußen wirkte, die Luft aber ab einer Stelle schlagartig auf Saunaniveau stieg. Über eine gedachte Linie konnten wir vor und wieder zurück gehen und wechselten so zwischen angenehm kühl und fast unerträglich warm … kurios.
Zwar gab es noch diverse senkrecht nach unten verlaufende Gänge und Löcher, aber nach etwa 80 bis 100m im Berg, war für uns Schluß. Wir machten das eine oder andere Blitzfoto, bevor wir zwischen dem ein oder anderen Höhlenbewohner zum Ausgang zurückkehrten. Nun wartete auch auf uns das erfrischende Wasser des Wadi al Khalid.

Zurück in Richtung Auto gehend, begneten wir noch ein paar Gesellen, die so aussahen, wie man sich die typischen Omanis von etwa 30 jahren vorstellte. Am Parkplatz selbst wurde man dann von der schier unbegrenzten Vielfalt der im Oman genutzen modernen Fortbewegungsmittel praktisch erschlagen. Naja, was soll man noch dazu sagen, die Markenwahl wird schon seine Gründe haben. 😉

Das Camp der Wüstenwunder

Wo wir gestern noch das einzige Fahrzeug am Treffpunkt der Abholung zum Wüstencamp waren, warteten heute bereits etwa 8 weitere Autos. Wir reihten uns hinten ein, worauf ein junger Herr mit Turban und gepflegtem dunkelblauem Gewand nett grüßend zu uns kam und nach dem Namen fragte, den er dann zufrieden lächelnd auf seinem Klemmbrett abhakte. Er meinte noch kurz, dass noch ein Fahrzeug fehlte, wir aber aufbrechen würden sobald dieses da sei. Er bedankte sich und ging zurück zu seinem Kollegen am Kopf der Schlange.

Nach kaum 5 Minuten Warten ging es dann pünktlich los. Wie eine Karavane setzten sich alle Autos fein säuberlich aufgereiht in Bewegung. Zuerst noch durch ein paar kleine Nebenstraßen des Ortes windend ging es nur wenig später wieder in den Sand.
Nach immerhin einer halben Stunde zügiger Fahrt erreichten wir das Desert Wonders Camp und schon der erste Eindruck war wieder sehr vielversprechend.
Es warteten im Kreis angeordnete Hütten. Palmenstämme bildeten deren Grundgerüst, welches mit trockenen Palmenwedeln beschlagen war. Im Inneren bildeten Teppiche an den Wänden den Windschutz, ordentliche Betten mit Holzgestell und eine schicke Komode machten es in mitten der Wüste endgültig urig und gemütlich.

Nach etwas Zeit zum beziehen der Unterkünfte bat der Herr im blauen Gewand nochmal kurz zur zentralen Palme des Camps. Er begrüßte uns alle noch einmal herzlich und informierte uns über die Gegebenheiten im Camp sowie den weiteren Ablauf bzw. die Abendessen- und Frühstückszeiten. Im Zuge dessen lud er alle zum sogenannten Sunset-Drive ein, also eine kleine Selbstfahrertour zu einer Düne, gut geeignet zum beobachten des Sonnenuntergangs.

Sunset Drive

Bis auf wenige Ausnahmen reihten sich auch alle Gäste dazu ein und folgten dem Chef und seinem in weiß gekleideten Kollegen auf der 15 minütigen Fahrt. Am Fuße einer Düne kam die Karavane dann zum Stehen. Weiter ging es nun zu Fuß den steilen Hang hinauf, was durchaus anstrengend war und einigen Gästen allerhand abverlangte. Nichtsdestotrotz ließ sich niemand lumpen und der Blick entschädigte dann sowieso für jede Strapaze.

Nach dem alle oben angekommen waren, suchte sich jeder einen schönen Platz auf dem Dünenzug und genoss die malerische Stimmung. Die beiden Campleute suchten nach Holz oder Astwerk, da wohl ein kleines Feuerchen auf dem Plan stand. Auch wir suchten uns ein Fleckchen und vertrieben uns zur Belustigung aller die Zeit mit Springbildern und Selbstportraits.
Aber auch wir ließen uns nieder, als die Sonne dem sandigen Horizont immer näher kam. So abwechslungslos, einseitig, trocken und sandig die Wüste auch scheinen mag, dort sitzend, ausser dem leichten Wind und dem leißen Kriseln des Sandes nichts hörend und den Augenblick genießend, merkt man, wie wenig für einen perfekten Moment notwendig sein kann.

Immernoch andächtig gestimmt versammelten sich die Gruppe um das kleine Feuer, dass eine typisch arabische Kaffekanne erhitze. Chef erkundigte sich nach unser alle Befinden und begann im Anschluß über den traditionellen Sonnenuntergangskaffee zu erzählen. Während sein Kollege Datteln in die Runde reichte, erklärte er die Abläufe und Gepflogenheiten. So z.B. würde die Tasse beim Einschenken ausnahmslos in der rechten Hand gehalten. Der Gastgeber geht dann regelmäßig herum und schenkt nach, solange man nicht seine leere Tasse in der rechten Hand schnell hin und her kippt. Erst wen keiner mehr etwas möchte, wäre dann der Umtrunk beendet.

Wir kosteten alle vom Kaffee, es war wohl ein nicht allzu starker basierend auf Rosenwasser. Die Kaffeetrinker unter uns werden wohl nicht seine größten Fans werden, die Datteln allerdings kamen allgemein deutlich besser an, was daran liegen könnte, dass sich so langsam Hunger breit machte. 🙂

Nach dem beide Omanis kurz zum Beten hinter dem nächsten Sandhügel verschwunden waren, fuhren wir alle geschlossen zurück zum Camp, wo nur wenig später das Abendessen auf uns wartete. Dies gestalltete sich recht aufwendig und für die örtlichen Gegebenheiten überraschend vielseitig. Neben Vorsuppe und dem üblichen und touristenkompatiblen Hühnchen mit Reis gab’s verschiedenes Gemüße und Püree sowie Salat, frisches Obst und diverse Säfte.

Satt und zufrieden lößte sich die Dinnergesellschaft Stück für Stück auf und kehrte zu ihren Hütten zurück. Bevor es aber auch für uns ins Bett ging, hieß es zum Abschluss dieses tollen Tages, noch einen Blick nach oben zu werfen, wo sich ein Sternenhimmel offenbarte, den man vielerorts vergeblich sucht.