Der erste Stadtbummel in Perth bestätigte die Erwartungen, die sich während der Fahrt zum Zentrum, aber auch bei den Betrachtungen der Stadtkarte im Atlas gebildet hatten. Irgendwie macht Perth einen gemütlichen Eindruck!
Obwohl die Stadt als Ganzes natürlich am Indischen Ozean liegt, befindet sich das eigentliche Zentrum etwa 10km von der Küste entfernt. Da sich aber der Swan River sowie der Canning River quer durch die Stadt schlängeln und im Bereich des Zentrums eher an große Seen erinnern, bekommt man mehr das Gefühl, durch einen großen Urlaubsort, anstatt durch eine Millionenstadt zu fahren.
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Die City ist auch hier die typische Banken- und Shopping- ecke mit ein oder zwei Dutzend Hochhäusern, die die Skyline der Stadt formen. Die Stadtmitte ist, von Wohngebieten umgeben. Die sind hier nichts Außergewöhnliches, verteilen sich jedoch schön über die Hügel an den Flußufern und werden durch viel Grünflächen und Parks aufgelockert.
Marco, Doreen und ich liefen also am Ufer entlang bis zur zentralen Fähranlegestelle am Swan Bells (Schwanenglocken) einem moderene Glockenturm. Er ist 82,5m hoch und beherbergt ein Glockenspiel, bestehend aus 18 Glocken.
Von dort ging es dann direkt in die Häuserschluchten der Innenstadt. Geschäftiges Treiben, Touristen, Shoppingcenters usw., nach mehr als einem Monat eine willkommene Abwechslung. Grobes Ziel jedoch war die öffentlich Bibliothek mit ihrem i.d.R. freien Internet. Dort angekommen zeigte sich, dass Backpacker und die ansässigen Studenten gleichermaßen Anspruch erhoben … blöde Studenten 😉
Wir suften ein wenig im Internet und schauten natürlich auch schon nach Jobs bzw. entsprechenden Anlaufstellen, da wir alle drei recht bald wieder unsere Konten auffüllen wollten, oder besser, mussten. Zwei Arbeitsagenturen in Perth waren dabei immer im Gespräch, denen wir anschließend einen Besuch abstatten wollten.
Als wir die Bibo verließen, sah ich doch tatsähclich ein bekanntes Gesicht auf dem Vorplatz. Yvonne, die bei Anton in Esperance unsere Reisegesellschaft verlassen unmütig hatte, sass da und tippte auf Ihrem Notebook herum. Naja, wir hatten keine große Lust auf Konversation und passten einen guten Moment ab, um unbemerkt weiter zu ziehen.
Die erste Arbeitsagentur, ein 15m² kleiner Raum mit zwei PC-Plätzen und jeder Menge zerissenem Papier an der Wand machte keinen zuversichtlichen Eindruck und auch fühlte sich niemand irgendwie zuständig für uns. Auf ging es zur Nächsten.
Diese nun nannte sich „Aussie Jobs“, lag direkt im Zentrum und war selbsternannt spezialisiert auf Backpacker. Ein einizger Raum, ca. 30m², voll mit Bildern, Fotos, Straßenkarten, Postkarten von Australien, Kleinanzeigen und Annoncen von Backpackern, 3 Schreibtische und ca. 30 Stühle, die aber für die gefühlten 70 Leute, die gerade anwesend waren absolut nicht reichten. Jedesmal, wenn jemand den kleinen Gang, der von der Straße bis zu den Räumlichkeiten führte und ebenfalls voll mit Leuten war, entlang kam, fragte eine laute grelle Stimme aus dem Hintergrund, ob man einen Termin hätte. Wenn nicht, solle man doch bitte morgen „früh“ um 10:30Uhr wiederkommen, um an der täglichen Jobvergabe teilzunehmen. Nun gut, so sei es …
Das Thema „Jobsuche“ wird uns in Perth eine Weile beschäftigen und darum haben wirs ab hier in separate Abschnitte verpackt.
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Es war mittlerweile spät am Nachmittag und wir wussten auch noch nicht genau, wo wir nächtigen können und wollen. Wir machten uns also auf den Rückweg zu den Autos. Der Parkplatz, direkt unter der Brücke einer achtspurigen Zufährtsstraße zur Innenstadt, lag ruhig und von Weiten recht schwer einzusehen. So entschieden wir uns spontan, gar nicht erst woandershin zu fahren und blieben dort. Als die Sonne untergegangen war saßen wir mit unseren Klappstühlen unter der Brücke und aßen Reis mit Fertigsoße. Wer jetzt meint, „die leben wie die Penner“, dem geht dabei scheinbar die Romantik völlig ab. Aber seht selbst … Willkommen in Perth!
Am nächsten Morgen ziemlich genau um 8Uhr, nach einer Nacht unter der Brücke, waren wir gerade beim Frühstück, als eine nette Dame in Uniform auftauchte und fragte, ob wir hier geschlafen hätten. Wir meinten natürlich „nein“ und erzählten ihr, dass wir gerade hier angekommen seien und uns für einen Stadtbesichtigung stärken würden. Sie wünschte uns viel Spaß und erwähnte noch einmal, dass es nicht gestattet sei, hier zu übernachten. 😉
Nach einem weiteren Tag in der Stadt schauten wir uns heute mal etwas weiter Richtung Küste nach Schlafplätzen um. Lange hat es nicht gedauert.
8Uhr des nächsten Morgen stand wieder der Ranger am Auto und ermahnte uns. Übernachten sei hier nicht erlaubt. Mmh, schon wieder 8Uhr … sehr interessant. Der Ranger war jedoch sehr nett und verwies uns auf einen Parkplatz nur wenige hundert Meter weiter, auf dem noch anderen Backpacker nächtigen und wo es wohl geduldet werden würde.
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Wir schauten uns die Stelle an und waren positiv überrascht. Ein großer Parkplatz am Scarborough Beach, einem der vielen recht schicken Strände von Perth. Neben den vielen bunten Gleichgesinnten gab es viel Platz, ein kleines Gebäude mit Duschen und Toiletten, Trinkwasser, die üblichen BBQs und das Auto steht 20m vom Sand und 100m vom Wasser entfernt. War ein bisschen wie Campingplatz. Was will man mehr für „KOSTENLOS“?!
Mit nur wenigen Ausnahmen sollte der Scarborough Beach unser zu Hause für die Zeit in Perth werden und wir haben uns auch recht wohl gefühlt. Wenn wir nicht gerde Jobangebote prüften oder in der Stadt unterwegs waren, würden wir die Zeit hier verbringen. Tagsüber in den Wellen toben oder in der Sonne liegen, abends mit anderen Reisenden oder sogar interessierten einheimischen Passanten quatschen.
Die Polizei und auch die Rangers würden zwar regelmäßig vorbeikommen, wollten jedoch nur sehen, ob sich alles in geordneten Bahnen abspielt. Und mit wenigen französischen Ausnahmen sollte es das auch.
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Aber auch die Innenstadt hatte noch viel zu bieten. Bei unserem ersten Rundgang hatten wir ja noch nicht sooo viel gesehen.
Eines der schönesten Fleckchen in Perth ist zweifelos der Kings Park, der gleich neben der City auf einer kleinen Anhöhe liegt. Mal abgesehen von den kostenlosen Parkplätzen in Zentrumsnähe, die wir bei unseren Besuchen in der Arbeitsagentur nutzten, hatte man von hier auch einen tollen Blick über die Stadt und den Swan River. Er bot auch viel größere und kleinere Wege für gemütlichen Spaziergänge. Gerade an Wochenden kommen Familien ais ganz Perth um hier zu spielen oder zu picknicken.
Der Kings Park bot eben für jeden etwas, und das nicht nur bei schönem Wetter am Tag, sondern auch bei schönem Wetter bei Nacht 😉
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Er war, wie gesagt, Ausgangspunkt für so viele Spaziergänge oder Wanderungen in die so vielseitige Stadt. Wir sind uns nicht sicher, ob es am Wetter lag, oder an der Tatsache, dass wir letztendlich sehr lange in Perth verweilt hatten, aber wir mögen es hier!
Eine so große Stadt hat natürlich auch einen Hafen, wo bei dieser letztendlich eine eigene Stadt ist, die an der eigentlichen Mündung des Swan River liegt und Fremantle heißt. Auch hier haben wir uns natürlich mal umgesehen. Neben der üblichen Hafenromantik mit Verladekränen, starkem LKW-Verkehr und viel Lärm hat Fremantle aber auch seine entspannten Ecken, wie den alten Fischereihafen, wo immer etwas los zu sein scheint. Etwas weiter nördlich, eigentlich schon fast Perth, gibts auch ein paar Strände, die zur Hafenstadtgehören und an denen noch weniger los war, als woanders … wir können nicht nachvollziehen warum, sind sie doch nicht weniger schön.
Auch hier verbrachten wir eine Nacht bis Punkt 8Uhr der Weckdienst klopfte 😉
Jobsuche … und Ähnliches
Am ersten Tag nahm man uns in die Kartei auf und ab dann tauchten wir jeden Tag um punkt 10.30 Uhr auf, um mit den rund 50 anderen Backpackern den Jobangeboten zu lauschen, die von den reizenden jungen Damen ausgerufen wurden. Anissa, Nadia und Jessica gaben sich wirklich die allergrößte Mühe, merkten sich jedes Gesicht, dessen Herkunft, Voraussetzungen und Fähigkeiten. Die vielen Stunden die wir dort verbrachten, waren durch ihren Witz und Charme, das Chaos und Durcheinander nie langweilig. Irgendwie war diese Jobagentur schon ein Erlebniss. Und tatsächlich bekamen wir Tag für Tag mit, wie nach und nach ein Backpacker nach dem anderen ein Job vermittelt bekam.
Auch Marco, unser „Mitfahrer“ war nach nur einem Tag „unter der Haube“. Nadia machte uns ein bisschen Hoffnung, das vielleicht auch Tim dort anfangen könnte, da dieser Arbeitgeber normalerweise immer 2 Männer braucht und nicht nur einen. So könnte wenigstens einer von uns erstmal etwas Geld verdienen. Wir hofften…
Eines Morgens, wir waren gerade auf dem Weg zur Agentur, rief Marco an und fragte, was wir denn nun für einen Job hätten. Wir wunderten uns und Tim sagte: „Wir haben immernoch keinen Job. Wieso?“ Darauf meinte Marco, sein Chef hätte bei der Agentur angerufen und gefragt, ob Tim noch „verfügbar“ sei und ihm wurde gesagt, Tim hätte bereits einen anderen Job. Uns sind bald die Augen aus dem Gesicht gefallen, wir wussten nichts von einem anderen Job und waren sehr gespannt was uns Nadia zu sagen hatte.
In der Agentur angekommen, alles war wie immer rappelvoll mit genervten Backpackern jeglicher Herkunft, bekamen wir mit, wie ein Deutscher einen Job bekommen hatte, der sehr nach dem klang, was Marco machte. Wir wunderten uns immernoch…
Nach einer ganzen Weile kamen wir schließlich an die Reihe und Nadia durchsuchte ihre Kartei ob für uns etwas dabei ist. Dann fragte Tim schließlich, was es denn mit diesem Arbeitgeber von Marco aufsich hatte, der von ihr mitgeteilt bekam, das Tim bereits einen anderen Job hätte.
Nadia schlief das Gesicht ein und fing bald an zu heulen. Sie rüttelte an Tims Armen und schrie nur: „Fuck, fuck, fuck… you are the other german…fuck fuck…“ Es stellte sich schließlich heraus, das in der Agentur wohl eine Verwechslung statt fand, da intern nicht von Tim gesprochen wurde, sondern nur von „the other german“ (der andere Deutsche). Und da es hier ja nicht nur einen Deutschen gibt, sondern keine-ahnung-wieviele, bekam ein anderer Tim´s Job. Nadia war außer sich und war drauf und dran Daniel, der den Job dann bekam, anzurufen und zurückzupfeiffen, aber natürlich konnte sie das nicht tun, er freute sich ja genauso darüber.
Nun, wir waren erstmal völlig frustriert, da wir wussten, das wenigstens einer von uns hätte arbeiten können und das sogar ziemlich sicher, denn es wurde ja eigentlich direkt nach Tim gefragt. Nadia plagte das schlechte Gewissen und sie verbog sich fast, um nun noch etwas für uns an Land zu ziehen, aber es war wie verhext, es gab einfach nix für uns.
Tag für Tag verließen wir enttäuscht die Agentur, versuchten aber den immer weiter aufkeimenden Frust nicht allzu sehr auf die verbleibende Zeit abfärben zu lassen. Wir genossen die Tage dennoch und wussten, dass jeder Tag, so erfolglos er auch gewesen sein mag, westaustralisch enden würde … nämlich so:
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Eines Nachmittags, wir waren „zu Hause“, ich kam gerade aus dem Meer und Doreen stopfte Unmengen an Frust-Chips in sich rein. Wir unterhielten uns gerade mit unseren momentanen Nachbarn, einem sehr sympathischen Päarchen aus Zwickau, welches leider viel zu kurz in Perth verweilte, als plötzlich unsere Handy klinglte: „Hey Doreen, this is Nadia from Aussiejobs. How are you?“ Ihre Stimme strahlte nur so durchs Telefon und überschlug sich fast. Ich war ganz aufgeregt … Fortsetzung folgt!
…, ja ja, die sollte eigentlich anders aussehen. Aber auch hier im schönen Australien, wo doch eigentlich alle immer so unglaublich nett sind, läuft manchmal etwas anders als geplant, oder besser versprochen.
Als Nadia anrief, teilte sie uns mit, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit einen Job für uns hat. Drummond, ein Typ der schon oft Jobs über die Agentur vergeben lassen hat, hätte nach einem Pärchen gefragt, woraufhin Nadia ihm unsere Handynummer weitergereicht hat. Wir warteten also nun auf seinen Anruf, der etwas später am gleichen Tag auch kam. Er wolle sich mit uns recht schnell treffen um mit uns Details zu besprechen bzw. um zu sehen, ob das was für uns wäre. Wir fuhren also zum Treffpunkt, auch er war pünktlich da.
Drummond klärte uns fast eine Stunde lang über die Abläufe und verschiedenen Arbeiten bei der Ernte von Oliven und der anschließenden Herstellung von Olivenöl auf. Zugegeben, es war sehr interessant und natürlich auch etwas patriotisch. Wir wissen jetzt, dass mehr als die Hälfte des in Europa als spanisches oder italienisches Olivenöl verkaufte Pflanzenöl nur in den jeweiligen Ländern abgefüllt, aber eigentlich in australien produziert wird … mmh, aha.
Während seiner Ausführungen sahen wir uns schon vor Olivenbäumen stehen und die kleinen Dinger pflücken, aber weit gefehlt. Unsere Aufgabe sollte das Entladen der Erntemaschinen sein. Und das nicht etwa von Hand, sondern … und nun kommts … mit Gabelstaplern 🙂
Er fragte dann noch, was wir schon so auf Farmen gemacht haben, worauf wir ihm von Gatton und unserer ersten Farm erzählten. Er findet uns gut, meinte er und wenn wir uns vorstellen könnten die Arbeit zu machen, da wären wir dabei!? Wir musste nicht lange überlegen, denn es klang schon spannend und das Geld sollte auch stimmen.
Er meinte „alright“ und erklärte nun, dass wir zunächst einen Gabelstapel-Kurs bekommen würden.Der würde 2 Tage dauern und danach könne es auch schon losgehen. Um einen Termin für den Kurs kümmere er sich in den nächsten Tagen und melde sich, wenn er genaueres weiß. Wahrscheinlich würde es aber nicht mehr vor Ostern klappen, dass in der nächsten Woche ist.
Wir verblieben so und verabschiedeten uns in den Abend.
Doreen und ich freuten uns natürlich riesig und waren gespannt, wie das so werden würde. Wir genossen die Woche und Ostern mit Blick auf die bevorstehenden 10 Wochen Arbeit.
Aber … leider zu früh gefreut 🙁 … Drummond, der der uns Gabeln stapeln lassen wollte, war in diesem Fall selbst einfach nur ein Hochstapler. Auch nach Ostern warteten wir vergebens auf SMS, Anrufe oder E-Mail. Zwei Wochen waren nun schon vergangen und wir bekamen ein komisches Gefühl und riefen ihn nun selbst an. Im Gegensatz zum Treffen, bei dem er noch souverän und stolz erzählte und berichtete, hatte man nun einen stotternden Drummond am Telefon, der plötzlich nicht mehr so selbstsicher und freundlich war. Vor allem aber konnte er sich nicht mehr daran erinnern uns fest zugesagt zu haben.
Wir waren stocksauer und begaben uns mal wieder zur Jobagentur. Dort erzählten wir was passiert war und wie durch einen Zufall befanden sich noch zwei andere Deutsche im Raum, denen genau dasselbe mit Drummond passiert war.
Wir tauschten uns kurz mit den beiden anderen aus und stellten fest, dass der Ablauf genau der gleiche gewesen ist. Da wir alle aufgebracht waren, sprachen wir natürlich etwas lauter als normal und es war zu merken, dass Nadia irgendwie immer zuzuhören schien. Es bestätigte sich eine Vermutung: Nadia ist oder war selbst Deutsche und hat jedes Wort verstanden, schon die ganzen Wochen 😉 Da sie aber jeden gleich behandeln und auch jeweils die Englischkenntnisse wissen möchte, spricht sie Prinzipiell englisch mit allen.
Anissa, die Chefin der Agentur ließ für uns 4 „Betrogene“ einen 24er-Kasten Bier springen. Nicht sehr tröstlich und noch weniger hilfreich, aber zumindest nett. Hätte aber ruhig Sekt sein können?
Spatestens jetzt ist es Zeit, die Koffer zu packen und „bye bye Perth“ zu sagen. In den knapp 4 Wochen haben wir die schöne Stadt ins Herz geschlossen, auch wenn sie uns bei der Jobsuche nicht viel Glück gebracht hat. Auf uns wartet noch das eigentlich Western Australia mit seinen Wüsten und Schluchten, mit Stränden, Bergen und noch mehr Sonne. Man munkelt, dass dort bald die Erntesaison beginnt und einen kleinen Trumpf haben wir noch im Ärmel.
Drückt uns also bitte weiter die Daumen und wer möchte, kann gern eine kleine Spende zur Finanzierung unserer Weiterreise abgeben.
Haha, das war Spaß 😀
Wir freuten uns trotz bzw. eigentlich wegen des Misserfolgs bei der Jobsuche sehr, endlich wieder auf Reisen zu gehen. So an Ort und Stelle festzusitzen und das vor allem auch noch brotlos, schlug uns schon ein bisschen aufs Gemüt.
Eins entschlossen wir uns aber noch in Perth zu erledigen. Schon in Gatton, während unserer ersten Arbeitsphase, überlegten wir, das alte und über die Jahr ziemlich verrottete Bettgestell gegen ein neues zu tauschen. Es war bereits im Auto, als wir TiDo von Mario kauften und wahrscheinlich war es schon drin, als er die Budegekauft hatte.
Abgesehen vom maroden Zustand gab es aber auch noch einen weitere triftige Gründe für den Umbau: Die Versorgung mit Wasser und auch Kraftstoff ist in Western Australia zwar flächendeckend vorhanden, die Abtände zwischen Orten und Tankstellen werden jedoch zunehmend größer. Ein zweiter 10l-Kanister Diesel soll künftig unsere Reichweite etwas erhöhen und zusätzlich zu den bisherigen 10l Wasser sollen 2 weitere 15l-Kanister kommen. Der notwendige Mehrplatz dafür sollte durch ein Erhöhen der Liegefläche entstehen.
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Skizzen und Entwürfe mit Maßen zierten teilweise schon seit Monaten unser kleines Notizbuch und sollten nun umgesetzt werden. Fehlte nur noch ein passender Ort, denn eine Garage stand uns ja nicht zur Verfügung. Es musste etwas sein, von wo man notfalls zu Fuss zum „Bunnings“, dem australischen OBI, gehen und in Ruhe schrauben sowie sägen konnte. Es lag auf der Hand … ein riesiger Kinoparkplatz, nur 200m vom Baumarkt entfernt. Auf geht’s!
Übrigens, es war Sonntag und Baumärkte haben hier clevererweise JEDEN Tag, also auch Sonntags und Feiertags, geöffnet.
Mit Tim’s verflixt cleveren Plan im Kopf und im Notizbüchlein gingen wir also los, um zunächst Kantholz, Winkel, Schrauben und Werkzeug zu besorgen. Neben den Rohstoffen, der Fuchsschwanz-Säge, brauchten wir jedoch auch einen Akkuschrauber, allerdings war uns der Kauf etwas zu wider, da wir ihn ja nur einen Tag brauchen würden. Wir fragten ob man sowas nicht ausleihen könnte, aber diese Möglichkeit gab es, wäre aber teurer als ein Neukauf gewesen, denn Akkuschrauber waren gerade im Angebot. Also mussten wir doch so ein Teil kaufen und nahmen uns vor, den nachher im An- und Verkauf wieder zu veräußern.
Nun hatten wir also u.a. einen Akkuschrauber, der jedoch noch nicht aufgeladen war. Nun, als Backpacker ist das alles gar nicht so einfach. Wir hätten zwar einfach bloß ein bisschen durch die Gegend fahren müssen und so das Gerät, über den Stromversorger am Zigarettenanzünder, während des Fahrens aufladen können. Aber 1-2 Stunden umherfahren und Sprit vergeuden war uns zu schade. Irgendwo wird es doch wohl Steckdosen zu finden geben, dachten wir uns. Und tatsächlich, nach nur wenigen Minuten, wurden wir in der Tiefgarage desselben Einkaufscenters fündig. Dort schlossen wir direkt das Ladegerät und auch unsere Mehrfachsteckdose an und luden sämtliche elektrische Geräte auf, während wir noch eine Runde in der Ladenpassage spazierten.
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Gegen Mittag ging unser Projekt „Bett bauen“ dann wirklich endlich los. Es war, wie gesagt, Sonntag und auf dem Parkplatz hinter dem Kino war gähnende Leere und wir waren völlig ungestört.
Das Auto wurde komplett ausgeräumt, das alte Bettgestell kam raus und dann sah es ein bisschen aus wie auf einem Flohmarkt … altes Holz, Plastikkontainer, Matratze, Klappstühle … alles stand rum. Tim war dann mehrere Stunden beschäftigt. Ich versuchte zu helfen wo ich konnte. Später am Nachmittag kam stieß Marco nach seinem Dienst zu uns und mit sechs Händen schafften wir es im Licht der Parkplatzlampen unserer neues, besseres, stabileres und höheres Bettgestell fertig zu stellen. Beim einräumen unserer ganzen Sachen konnten wir auch gleich sehen, wieviel Platz wir gewonnen hatten. Tim hat mit den sehr begrenzten technischen Mitteln eine echt tolle Arbeit vollbracht. Wir sind furchtbar stolz 🙂
Am nächsten Tag ging es wieder zu Bunnings und wir kauften ein paar Wasserkanister. Außerdem verpackten wir den Akkuschrauber wieder in seiner Originalverpackung und es sah tatsächlich so aus als hätten wir ihn nie benutzt. Auf gut Glück ging ich an den Service-Tresen und erzählte der netten Dame, das ich gestern leider das falsche Gerät für meinen Freund gekauft hatte. Sie schaute nur kurz in den Karton und fragte nach dem Kassenbon. 2 Minuten später hatte ich das Geld dafür zurück.
Das war ja einfach. Kurz überlegte ich, ob wir nicht noch irgendetwas brauchen könnten, benutzen und dann wieder zurückbringen. Aber das hätte wohl zu weit geführt.
Am heutigen Morgen verabschiedeten wir uns zunächst von Marco, da er noch ein paar Wochen in der Stadt bleiben und arbeiten wird. 7 Wochen am Stück waren wir nun mit ihm unterwegs gewesen und wir haben ihn natürlich lieb gewonnen. Wir sind uns aber sicher, dass sich unsere Wege sehr wahrscheinlich noch einmal kreuzen werden.
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Nach einem ganzen Monat hieß es nun auch endgültig Abschiednehmen von Perth. Da wir uns nun schon mehrere Tage darauf eingestellt hatten, viel uns das nicht allzu schwer.
Außer einem Job hat uns die Stadt jedoch viel gegeben. Ein neues Bett, ein paar neue Freunde und vor allem Vorfreude auf die Fahrt nehmen wir mit auf unsere Reise nach Norden. Trotz der Tatsache, dass so langsam ein Job notwendig wird, werden wir die nächsten Etappen nicht überstürzt sondern, wie immer, gemütlich angehen und uns alles mitnehmen, was wir für sehenswert erachten.
Es bleibt nicht mehr viel zu sagen, außer … bye bye Scarborough Beach und bye bye Perth!
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Nur eine Stunde nördlich der Stadtgrenzen Perths schauten wir heute im Yanchep National Park vorbei.
Während fast alle National Parks im Osten und Süden Australiens noch kostenfrei waren, muss man in Western Australia dafür bezahlen. Das finden wir natürlich nicht ganz so toll, aber wir wussten davon und sahen auch ein, das Western Australia nichts anderes als diese National Parks hat. Wir kauften uns schließlich einen Park Pass, der etwas teurer war, aber 4 Wochen gilt und den Eintritt in alle National Parks beinhaltet … so glaubten wir.
Nach dem wir den Pass kauften, drückte man uns eine kleine Broschüre in die Hand, auf welcher aufgelistet war, welche Parks und Resorts extra bezahlt werden müssen. Na Prima, doch nicht „all-inclusive“!
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Im Yanchep National Park gab es leider nicht allzu viel zu sehen für uns. Es war eine hübsche Parklandschaft mit einem Salzsee in der Mitte und Kängurus auf den Wiesen sowie verschiedenen seltenen Vögeln auf den Bäumen.
Ausgenommen Emus und Cassowarys u.ä. begeistern uns Vögel nur sehr bedingt und um Kängurus von nahen zu sehen muss man in Australien nun wirklich nicht in einen Park gehen. Auch das kleine Gehege mit den Koalas war nicht wirklich besonders hübsch. In freier Natur sehen auch die kleinen Schlaf-Teddies irgendwie glücklicher aus. Darüberhinaus waren die Bäume, auf denen die kleinen sitzen durften/mussten sehr hoch und darum kaum zu sehen. – Letztenendes gab es hier nix, was wir woanders nicht schon kostenlos, vor allem aber viel schöner oder eben „sympathischer“ Verpackt und ohne Zaun ringsherum gesehen hatten.
Zugegeben, es ist natürlich meckern auf hohem Niveau. Wir spazierten ein wenig herum, nach einem kleinen Picknick jedoch fuhren wir weiter.
Die Jobsuche immer im Hinterkopf, zumindest ein kleines bisschen, bauten wir einen kleinen Umweg in unsere eigentlich Reiseroute ein und statteten dem kleinen Ort Gin Gin einen Besuch ab.
Er ist bekannt für Landwirtschaft und schon auf dem Weg dahin passierten wir eine Olivenplantage nach der anderen. Erinnert an die Oliven-Episode in Perth verging uns dabei schon etwas die Lust auf diesen Ort, aber was solls. Als wir ihn erreichten war schnell zu merken „hier steppt der Bär“. Außer im direkten Umfeld der örtlichen Information war praktisch niemand auf der Straße, an einem Dienstagnachmittag!?
Doreen und ich schauten uns kurz an und ohne darüber reden zu müssen stiegen wir wieder ins Auto und begaben uns zurück auf den Highway. Etwa 45km weiter bot sich ein Parkplatz ein wenig abseits der Straße als Schlafplatz an. Es war seit langem die erste Nacht auf dem Lande und wir genossen es sehr wieder in der Natur zu sein.