Die GibbRiverRoad erstreckt sich über ca. 660km und gilt als einer der größten Outback-Highways Australiens. Sie verbindet die beiden Städte Derby und Kununurra. Ursprünglich wurde sie als „Beef Road“ genutzt, um Schlachtvieh von den Farmen nach Derby zu bringen. Heute gibt es hier ein paar wenige Aboriginalgemeinden und Viehstationen. In der Regenzeit ist die GibbRiverRoad auf Grund von Überflutungen vollständig geschlossen, während es in der Trockenzeit von Mai bis September manchmal monatelang keinen einzigen Tropfen regnet.
Wir starteten unsere Reise durch die Kimberley´s, deren Fläche sich insgesamt auf über 420.000 km² beläuft, in der tiefsten Trockenzeit am 21.08. und uns erwartete ein endloses Meer von rotem Staub, weitem blauen Himmel und rauen Wellblechpisten.
Im Grunde hatten wir uns die GibbRiverRoad jedoch schon ein wenig anders vorgestellt. Etwas abenteuerlicher und verlassener, aber allein waren wir nie. Für eine Outbackregion herschte her reger Verkehr, was uns natürlich auch beruhigte im Falle einer Autopanne oder sonstigem. Viele kaputte Reifen sahen wir am Straßenrand liegen und wir waren gespannt ob es uns wohl auch treffen wird. Die Straße war wirklich rau, es fuhr sich wie auf Wellblech und wir wurden mächtig durchgeschüttelt. Das war mehr unangenehm als abenteuerlich. Aber immerhin durften wir auch ein paar Flüße durchfahren. Einige waren sandig, andere ziemlich steinig, aber auf Grund der Trockenzeit waren alle nicht sehr tief.
Wir machten immer wieder kleinere Abstecher um uns verschiedene Schluchten anzuschauen.
In der Windjana Gorge sahen wir unsere ersten Krokodile. Während der Mittaszeit lagen sie alle regungslos auf Sandbänken im Fluß und sonnten sich. Es waren Süßwasserkrokodile, diese sind relativ klein und ungefährlich für Menschen. Wir konnten ganz nah an sie heran, sie bestaunen und fotografieren, wovon sie sich kaum stören ließen.
In den nächsten Schluchten und Wasserfällen, in welchen keine Krokodile lebten, sprangen wir immer wieder ins kühle Nass. Umso nördlicher wir kommen, umso unerträglicher wird die Hitze hier. Jeder noch so kleine Spaziergang lässt uns sofort ins Schwitzen kommen und auch das Auto heizt sich auf wie eine Sauna. Die Fenster ließen wir bei der Fahrt auch lieber geschlossen, um wenigsten ein bisschen gegen den staub anzukämpfen.
Am 24.08. kamen wir im El Questro Wilderness Park an, welcher sich fast am Ende der GibbRiverRoad befindet. Hier investierten wir nochmal in einen ParkPass, was sich wirklich lohnte.
In den folgenden 3 Tagen machten wir 6 Wanderungen und topten trotz Hitze und längeren Badeaufenthalten immer die vorgegebenen Zeiten, die man angeblich für die Wanderungen benötigte.
Wir sahen unter anderem die Amalia Gorge,
die El Questro Gorge,
die Champagne Gorge,
die Emma Gorge.
Ein besonderes Highlight für uns waren die Zebedee Springs – Thermal Quellen. Das war so unglaublich schön, das wir gleich an zwei Tagen direkt früh dahin fuhren. Die Luft war noch kühl und ganz klar und frisch von der Nacht, keine anderen Besucher waren so zeitig unterwegs. So hatten wir die Pools ganz für uns. Mit einem satten Geruch nach Feuchtigkeit und Regenwald in der Nase, genoßen wir das schöne warme Wasser inmitten von tropischen Palmen und weichen Moos. Paradiesisch!
Am 27.08. fuhren wir am Nachmittag, nach über 600km Wellblech, endlich wieder auf festen Asphalt. Es war so unglaublich ruhig und sanft im Auto, das es sich direkt erstmal komisch anfüllte. Aber wir waren sehr froh es geschafft zu haben, unbeschadet und ohne Reifenpanne.
Nach einem kurzen Auffüll-Stop in Kununurra ging es direkt weiter in den Purnululu National Park. Wieder erwartete uns eine rauhe, staubige Piste, aber das waren wir ja nun schon gewohnt. Die 50km 4-Weel-Drive-Track vom Highway bis ins Zentrum des Nationalparks legten wir in über 2 Stunden zurück.
Dann konnten wir schließlich die berühmten „Bungle Bungle´s“ besichtigen. Das sind weltweit einzigartige Sandsteinfelsen, derren Kuppen an Bienenkörbe erinnern und durch Wind und Wasser vor ca. 350 Mio Jahren entstanden.
Die Informationen über die Entstehungsgeschichte ließ uns mächtig staunen. Irgendwie fehlt es uns machnmal an ausreichend Vorstellungsvermögen, was diese unglaublichen Jahresangaben betrifft. Was es auf diesem Kontinent zu entdecken gibt, ist teilweise schon so unglaublich alt und wurde erst vor kurzen von uns Menschen entdeckt. Wahnsinn.
Als wir etwas tiefer in die Bungle Bungle´s spazierten, kamen wir zu einer Gorge, die sich nicht ohne Grund „Cathedral Gorge“ nannte. Zur gleichen Zeit befand sich eine Reisegruppe mit uns in der Gorge und doch trotz der relativ vielen Menschen war kaum ein Ton zu hören. Jeder verhielt sich still und unterhielt sich, wenn überhaupt, lediglich im Flüsterton. Man fühlte sich tatsächlich wie in einer riesigen Kathedrale, alles war muks-mäuschen-still und jedes noch so leise Flügelschlagen eines Vogels, hallte an den Wänden. Eine ganze Weile genossen wir die andächtige Ruhe.
Außerdem machten wir noch zwei kleinere Wanderungen im Purnululu National Park. Dabei sahen wir das „Echidna Chasm“, eine enge 200m hohe Felsspalte, in welcher sich zur Mittagszeit minütlich das Licht änderte.
Auf dem „Mini Palms Walk“ flatterten jede Menge Schmetterlinge um die Palmen herum. Am Ende standen wir vor dem Eingang einer riesigen Schlucht. Jedoch war es nicht vorgesehen hereinzugehen. Wir versuchten es natürlich trotzdem, kamen aber auf Grund von fehlenden Taschenlampen gar nicht weit. Mit unseren Kameras blitzten wir ein paar mal die wände an, aber dann wurde es uns in der totalen Dunkelheit doch etwas zu mulmig.
Am 29.08. verließen wir den National Park wieder und fuhren zurück nach Kununurra. Am nächsten Tag unterzogen wir unserem Tido einer ordentlichen 4 Stündigen Grundreinigung von innen und von außen. Auf einem freundlichen Campingplatz durften wir kostenfrei endlos Wasser benutzen. Das Geschrubbe mitten in der prallen Mittagssonne war absolut schweißtreibend, aber bitter nötig. Nun blitzt unser Liebling wieder in seinen verschiedenen Blautönen und auch innen kann man wieder alles anfassen ohne gleich völlig bestaubt zu sein.
Unser letzter Aufenthalt in Western Australia, dem größten Bundesstaat Australiens, war am Lake Argyle, ein riesiger Stausee.
Danach überfuhren wir die Grenze zu dem für uns letzten Bundesstaat, Northern Territory. Genau genommen ist das Northern Territory kein Bundesstaat, sondern „nur“ ein Territorium. Es besitzt keine Eigenstaatlichkeit, aber ein großes Maß an Selbstverwaltung. Fast über die Hälfte des Northern Territory ist im Besitz der Aboriginies und mit seinen knappen 220.000 Einwohnern ist es sehr dünn besiedelt. 70% der gesamten Bevölkerung leben in den größten Städten Darwin und Alice Springs. Wieder mal lassen uns diese Fakten staunen…
Nach einigen hundert Kilometern erreichten wir dann auch die erste Stadt. In Katherine hielten wir uns zwei Tage auf, nutzten mal wieder das Internet im McDonalds und besuchten die Kathrine Gorge sowie die Edith Falls.
Am 03.09. kamen wir im Litchfield National Park an. Dieser befindet sich etwa 100km südlich von Darwin und wird von vielen hochgelobt, so das auch wir unmöglich daran vorbeifahren wollen. Zu allererst sahen wir die „Magnetic Termite Mounds“, flache, exakt in Nord-Süd-Richtung errichtete Termitenhügel, die weltweit nur hier vorkommen.
Dann erwarteten uns einige Wasserfälle, in dessen Fallbecken wir uns mit vielen anderen Touristen abkühlen konnten.
Andere Wasserfälle konnten wiederum nur von oben bestaunt werden.
Um die Wasserfälle herum befanden sich wunderschöne Monsunwälder, mit üpigen Palmen und jeder Menge dschungelartiger Pflanzen.
Mittlerweile ist es hier fast unerträglich heiss. Tagsüber irgendwelche Wanderungen zu unternehmen grenzt fast an eine große Dummheit. Wenn nicht am Ziel jeder Wanderung eine ordentlich Abkühlung wartet, würden wir auch nie loslaufen.
Auch Nachts ist es mit 25 Grad und immernoch über 60% Luftfeuchtigkeit kaum angenehmer.
Alles in allem erinnert uns das Klima und auch die Vegetation die nun immer mehr tropische Gestalt annimmt, an unsere ersten Wochen in Cairns und das ist wiederum ein schönes Gefühl, denn langsam scheint sich unser Kreis zu schließen.
Darwin, größte Stadt im Northern Territory und nördlichste Großstadt des Landes, hat eine bewegende Geschichte. Erst 1869 gegründet, wurde sie bereits mehrmals vollständig zerstört. 1897, 1937 und 1974 trafen Zyklone direkt auf die Stadt und 1942 wurde sie von japanischen Flugzeugen bombadiert. Jedoch wurde Darwin immer wieder mit viel Liebe und Stolz aufgebaut.
Wir lernten Darwin als lebendige aber trotzdem entspannte,tropische Großstadt kennen und verbrachten 3 ruhige Tage am sogenannten „Top End“.Die hohen Temperaturen und die enorme Luftfeuchtigkeit ließen jedoch nicht viel „Aktion“ zu. Wir erfuhren: In Darwin beträgt die Temperatur jeden Tag 33Grad, an einem heißen Tag sind es 34Grad und an einem „kalten“ 32 Grad. Das sagt alles…So spazierten wir ein bisschen im Stadtzentrum, sahen uns eine Aboriginal Kunst Galerie an und waren kurz davor ein teures, aber wunderschönes Gemälde zu kaufen. Ebenso spazierten wir an der „Waterfront“, ein hübscher Ort am Hafen Darwins, an dem sich Familien und Freunde in Cafés treffen, man baden gehen kann und versucht sich die Hitze so erträglich wie möglich zu machen.
Im „Museum and Art Gallery of the Northern Territory“ sahen wir wieder einige Aboriginalgemälde und machten Bekanntschaft mit „Sweetheart“. Ein über 50 Jahre altes und 9m langes Salzwasserkrokodil, welches bedrohlich für Darwins Bewohner wurde und deshalb eingefangen wurde. Nur wenige Wochen später starb „Sweetheart“. Wir lasen, das jährlich mehr als 200 Krokodile im Hafen Darwins eingefangen werden und an den umliegenden Flüßen wieder freigelassen werden. Ganz schön beängstigend, aber wir sind zum Glück keinem begegnet.
Außerdem schauten wir uns eine Ausstellung über den Zyklon Tracy an, der am Weihnachtsabend im Jahr 1974 Darwin zerstörte. In einem vollständig abgedunkeltem Raum wurde das Geräusch abgespielt, welches „Tracy“ verursachte. Dieses Geräusch werde ich nie wieder vergessen, es war absolut furchteinflösend. Man mag und kann sich nicht vorstellen wieviel Kraft die Natur aufbringen kann.
Am zweiten Abend entschloßen wir uns dazu, mal wieder entspannt in einem gemütlichen Restaurant essen zu gehen.
Und am dritten Abend stand ein Kinobesuch auf dem Programm.
Am Morgen des 07.09. starteten wir unsere lange Fahrt zum „Red Centre“. Vor uns lagen knappe 1500km durch karge Savannen- und Wüstenlandschaft…
Savanne und Wüste nehmen wir mal zurück. Auch „Red Centre“ passt nicht so ganz. Eher „Green Centre“. Auf Grund des ausgiebigen Regens hier im letzten Winter, grünt und blüht um uns herum alles und von rotem Outback ist noch wenig zu sehen. In den letzten 3 Tagen legten wir die lange Strecke von Darwin nach Alice Springs zurück.
Die ewig gleichen und geraden Straßen lassen vor allem mich (Doreen) schnell ermüden. Als Beifahrer bin ich, mit meinem ständig wegknickendem Kopf und offenen Mund, keine große Unterstützung geschweige denn Unterhaltung. Als Fahrer werden mir die Augen nach spätestens einer Stunde schwer, so das ich wieder auf den Beifahrersitz wechsel. Mit unseren gemütlichen 80km/h (Ihr erinnert euch: Tido ist schon ein Opa und ein Opa ist schließlich kein D-Zug!) schaffen wir am Tag gerade mal 500km.
Bei einem kurzen Aufenthalt in Mataranka erhofften wir uns einen kleinen Moment der Entspannung. Hier gibt es Thermal Quellen. Mit den tollen Erinnerungen an die Zebedee Springs in den Kimberley´s, springen wir in unsere Badesachen und stürzen in Richtung „Thermal Pool“. Dann lässt uns ein kräftiger Geruch langsamer werden. Wir rümpfen unsere Nasen. Den Geruch kennen wir doch. Es riecht nach Affenhaus, wie im Zoo. Als wir nach oben schauen, sehen wir hunderte oder sogar tausende Flughunde in den Palmen hängen. Manche hängen regunslos und scheinen zu schlafen, andere streiten sich um die besten Plätze, kreichen und quietschen, fliegen von einem Ast zum anderen und „erleichtern“ sich ab und zu. Ihgitt… schnell huschen wir unter den Palmen durch, weiter auf dem Weg zum Pool. Jedoch stehen auch dort die Palmen und auch dort hängen die Flughunde darin. Es stinkt immernoch nach Affenhaus und wir sind uns unschlüssig ob wir hier baden gehen wollen. Als ich mich gerade dazu entschließe hinein zugehen, sieht Tim wie ein Flughund während des fliegens seine Notdurft erledigt und mitten ins Wasser trifft. Bääh…Aber, man muss ja alles mal gemacht haben, nicht wahr?
Einen weiteren kurzen Stop machten wir an den „Devils Marbels“, eine heillige Stätte der Aboriginies. Die Marbel´s, was soviel heisst wie „Kiesel“, sind rundegelutschte riesige Steine, die, wie übereinander gestappelt in der Gegend rumliegen. Die Aboriginies glauben, das unter ihnen Menschen in Höhlen leben.
Ansonsten passierten wir nur ein paar kleine Outbackdörfchen, die lediglich eine teure Tankstelle, welche gleichzeitig Post, Kaufhalle, Pub und Campingplatz ist, zu bieten hatten.
Am Morgen des 10.09. kamen wir schließlich in Alice Springs an.