Einstimmung
Die Australier haben eine eigenartige Weise ihre Weihnachtsstimmung zum Ausdruck zu bringen. Sie schmücken … nein sie behängen ihre Häuser von oben bis unten, alles ist kunterbunt und blinkt im Takt zu einer Weihnachtsmelodie. Christbaumschmuck und sonstige Deko ist meist aus Plastik und ebenfalls bunt und kitschig. Nach Weihnachten wird alles weggeschmissen und nächstes Weihnachten wird alles neu gekauft.
Von Traditionen in unserem Sinne merkt man hier wenig. Für uns ist es also sehr schwer hier in weihnachtliche Stimmungen zu kommen, was jedoch auch an dem anderem Klima liegt. Schneemann- und Weihnachtsmannfiguren bei 30 Grad Sonnenschein wirkt einfach nicht.
Die 2 „schönsten“ Weihnachts-Häuser, die wir in Gatton gefunden haben, zeigen die Bilder. Wir unterhielten uns kurz mit einer Dame, die im Vorgarten des zweiten Hauses rumwuselte. Sie meinte, sie hätte dieses Jahr nicht alles „rausgeräumt“, da es so viel regnen würde. *ohne Kommentar*
Weihnachtswünsche
Wir wünschen allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, einen netten Weihnachtsmann und viele ruhige, gemütliche Lichterglanz-Stunden in der warmen „Stube“, während draußen der Schnee leise rieselt.
Alles Liebe wünschen Doreen & Tim!
Unser Feiertage
Eigentlich planten wir unser australisches Weihnachten auf Fraser Island zu verbringen. Jedoch fiel dies buchstäblich ins Wasser. Das Wetter hier spielt verrückt. Es regnet, teilweise tagelang und ohne Unterbrechung.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen Weihnachten bis hin zum Jahreswechsel in Brisbane zu bleiben. Hier wollten wir uns für die Nacht vor und nach Heiligabend, auf Grund des anhaltenden Regens, ein Hotelzimmer nehmen, jedoch hatten wir solch hohe Preise nicht annähernd vermutet. Dennoch hatten wir Glück, denn in dem Hostel, in dem wir uns sowieso mal wieder mit unserer Scarlett trafen, wurde uns ein schönes Doppelzimmer mit tollem Blick über die Stadt zum unschlagbaren Christmas-Special-Preis angeboten. Obwohl Marco nur unweit vom Hostel im Auto schlafen würde, war er beim gemeinsamen Kochen abends mit von der Partie.
Wir nisteten uns also 2 Tage ein. Hier der Ausblick von der Dachterrasse unseres Hostels. Im zweiten Bild, das leuchtende, hellblaue Viereck, dass ist der beheizte Pool. 😛
Am Abend des 24.12., zu Hause der Heilige Abend, hier in Australien noch ein ganz normaler Tag, sind wir zu Zweit essen gegangen. Wir wählten ein Restaurant, welches wir von zu Hause kennen, das VAPIANO.
Wir erhofften uns dadurch ein wenig heimische Atmosphäre. Nach dem Essen schlenderten wir noch ein bisschen durch die hübsch beleuchtete Stadt, natürlich im Regen. Bei stellte sich, ganz klar, ein bisschen Heimweh bzw. Sehnsucht ein. Wir wussten zu Hause liegt furchtbar viel Schnee, weiße Weihnachten, ganz gemütlich und besinnlich und hier ist solch ein trostloses Wetter und bei uns herrschte wenig weihnachtliche Stimmung.
Am für uns 1. Weihnachtsfeiertag, hier der eigentliche „Christmas Day“, sind wir eine große Runde spazieren gegangen. Der Regen hatte etwas nachgelassen, es tröpfelte nur noch ab und zu. Mit uns kamen Scarlett, die wir in Cairns kennengelernt hatten und Chris, ihr Freund, der auf Besuch hier ist. Auch Scarlett war von der Weihnachtssehnsucht gepackt und so waren wir damit zumindest nicht ganz allein.
Wir spazierten am Brisbane River entlang und konnten in die wunderschönen Häuser mit riesigen Terrassen schauen, auf denen sich Familien an großen Tischen vereinten und gemeinsam aßen, Wein tranken und Weihnachten feierten. Wir Mädels wurden dadurch noch ein bisschen „deprimierter“, Weihnachten ist nirgendwo schöner, als zu Hause!
Am 2. Weihnachtsfeiertag, hier der „Boxing Day“ stand ein Einkaufsbummel auf dem Plan. Wir haben erfahren, dass an diesem Tag in allen Läden ein Ausverkauf stattfindet, daher wohl auch der Name „Boxing Day“, man muss sich ordentlich durchboxen. Massen von Menschen rasten durch die Stadt und wollten die besten Schnäppchen erhaschen. Resultat waren ellenlange Schlangen an Umkleidekabinen und Kassen. Wir versuchten uns von der Hast nicht anstecken zulassen. Unsere riesige Ausbeute: 2 T-Shirts für Tim!
Abends haben wir uns noch einmal dazu entschlossen, essen zu gehen. Wir suchten uns ein hübsches thailändisches Restaurant aus, mit Live-Klaviermusik, gemütlicher Atmosphäre, außerordentlich netter und zuvorkommender Bedienung, hübsch eingedeckten Tischen und einer teuren Speisekarte. Wir wollten es mit dem Weihnachtsgeldgeschenk von zu Hause ordentlich krachen lassen. Das Essen war verdammt lecker, der Wein super, wir waren rundum zufrieden, einfach alles war perfekt. Und am Ende kam die Rechnung ..!
Es stellte sich heraus, das wir unsere Beilagen zum Essen extra bezahlen müssen, worauf wir nicht hingewiesen wurden und was auch nirgendwo vermerkt war. Die Beilage kostete fast soviel wie das Hauptgericht an sich. Auf den Endpreis kamen außerdem noch „so-und-soviel“ Prozent Sonderaufschlag, auf Grund der „Public Holidays“ an Weihnachten. Wir waren Baff und für einige Sekunden sprachlos. Unser vorgenommenes Budget, welches schon nicht wenig war und die im Kopf bereits erechnete Summe, wurde um Weiten gesprengt. Die Rechnung, welche wir als „Andenken“ mitnehmen wollten, hat man uns leider nicht wieder gebracht. Vielleicht auch besser so, diese Erinnerung wäre wohl sowieso zu schmerzhaft.
Das Weihnachtsfest ist jetzt auch hier vorüber und es regnet nach wie vor. Das macht es für uns schwierig etwas zu unternehmen und eine Wetterbesserung ist erst Ende der Woche in Sicht. Wir hoffen nun, dass der Jahreswechsel nicht allzu nass für uns wird.
P.S. Wer es nicht bemerkt hat, Tim ist rasiert und war beim Friseur!
Das Wetter meinte es an den letzten beiden Tagen des Jahres zum Glück gut mit uns. Der Regen verschwand, die Sonne kam zum Vorschein, blauer Himmel und nur ein paar Schönwetter-Wolken und Brisbane zeigte sich nun auch von seiner weniger grauen Seite.
New Years Eve
Am 31. machten wir uns nachmittags auf den Weg zum „Bottleshop“, um uns 2 Flaschen Sekt für den Abend zu besorgen. Hier in Australien gibt es Alkohol nicht im Supermarkt zu kaufen, es gibt nur spezielle Bottleshops. Der Security hat mich natürlich nicht rein gelassen, da ich ja aussehe als wäre ich 16, klar! Aber gut, Tim hat uns Sekt gekauft und dann ging es auf in die Stadt.
Nun hatten wir also unsere 2 Flaschen Sekt und dann fiel uns ein: Wo trinken wir den denn jetzt? In Australien ist Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Man darf ihn nur in den eigenen vier Wänden oder in lizensierten Restaurants/Bars trinken.
Zu Silvester war die Stadt natürlich voll, nicht nur mit fröhlichen PAssanten, sondern auch mit Polizei und Security. Wir gingen also ein Stück im Botanischen Garten spazieren und fanden ein ruhiges Plätzchen und genossen unseren ersten Sekt in Australien. Wir fühlten uns dabei allerdings etwas eigenartig, man hatte das Gefühl etwas Verbotenes zu tun, was natürlich genauso war. Aber nun gut, man hat uns nicht erwischt!
Gegen 19:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zur Fußgängerbrücke, um einen guten Platz zu erhaschen und das erste Feuerwerk für die Kinder um 20:30 Uhr anzuschauen.
In „Southbank“ war ein abgesperrter Bereich, in den man nur durch eine Personenkontrolle hineinkommt, kein Alkohol, kein Glas, keine offenen Flaschen. Dort wurde ein bisschen Programm veranstaltet, Filme für die Kinder, Musik usw. Dort sammelten sich die meisten Menschen an.
Um das Stadtzentrum herum wurden alle Ampeln abgestellt und der Verkehr wurde von Polizisten geregelt, da es einfach schneller und reibungsloser funktionierte.
Trotz der verdammt vielen Menschen verlief der ganze Abend und die Nacht ruhig und gelassen. Alles wirkte kontrolliert und organisiert und durch das Alkoholverbot in der Öffentlich, gab es auch keine „Ausschreitungen“ oder sonstiges. Von Deutschland ist man gewohnt, das es früh 10:00 Uhr bereits überall knallt und aller halben Stunden irgendwo eine Sirene zu hören ist. Hier gab es sowas nicht. Knaller und Raketen sind verboten und gibt es auch gar nicht zu kaufen. Es gibt nur das von der Stadt organisierte Feuerwerk. Es ist Wahnsinn, das Silvester auch anders funktionieren kann. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt.
Nach dem „Kinderfeuerwerk“ schlenderten wir wieder ein bisschen durch die Innenstadt. Da war natürlich alles voller Menschen, aber alles sowas von friedlich und entspannt, einfach unglaublich.
Etwa23:00 Uhr kehrten wir schließlich wieder auf die Brücke zurück und warteten auf das „große“ Feuerwerk. Auf dem Brisbane-River sammelten sich Privatboote und die Brücke wurde auch immer voller. Schließlich war es soweit und es wurde ein Countdown auf eines der Hochhäuser projiziert. Alles zählte ganz laut von 10 rückwärts und schließlich begrüßte ein richtig tolles Feuerwerk das neue Jahr.
In Deutschland kann man zwischen 23:00 Uhr und 1:00 Uhr überhaupt keinen Unterschied mehr „hören“, im Grunde klingt es die ganze Zeit überall wie Krieg. Hier gibt es eben nur ein einziges zentrales Feuerwerk, 10 Minuten und dann ist es vorbei. Es ist völlig anders, aber total schön. Irgendwie ist das Gefühl des richtigen Jahreswechsels intensiver. Es knallt eben nur einmal richtig um Mitternacht, genau dann wenn es darauf ankommt.
Unsere 2. Sektflasche, die ja zum Mitternachtsanstoßen gedacht war, konnten wir natürlich nicht öffnen. Wir haben nirgendwo auch nur einen Menschen mit Alkohol gesehen. Verrückt. Wir hatten noch nie ein Silvester, an dem wir um 0:00 Uhr nicht angestoßen haben und an dem keine betrunkenen oder angetrunkenen Menschen um uns herum stehen.
Als dann alles vorbei war, war die Brücke auch schon ruckzuck wieder leer. Die Straßen waren plötzlich wieder voller Autos und Silvester schien für jeden „gelaufen“ bzw. jetzt Zuhause begossen zu werden.
Also, was soll man sagen? Eine 1,8 Mio.-Einwohner-Stadt feiert Silvester ohne private Knaller oder Raketen, ohne Betrunkene, ohne Schlägerei oder Rangelei. Das war eine sehr schöne Erfahrung, mit der wir so nicht gerechnet hätten. So einen ruhigen und entspannten Jahreswechsel haben wir noch nie erlebt.
Neujahrsfrühschoppen
Übrigens, unsere 2. Sektflasche genossen wir dann schließlich am nächsten Tag zum Neujahrsfrühstück mit Marco in Gatton.
In diesem Sinne, wünschen wir allen „ein gesundes, frohes und erfolgreiches Jahr 2011“!
Unsere letzte Woche in Gatton ist angebrochen, aber die trotz des zwischenzeitlich sonnigen letzten Wochendes anhaltenden Regenfälle sorgen dafür, dass es nach knapp 2 Monaten dennoch nicht ganz sooo langweilig ist.
Zwar sind wir von den Horror- und Katastrophengeschichten aus den Nachrichten ein ganzes Stück entfernt, aber hier und da merkt man schon, dass Ausnahmewetter herrscht. Flüsse kommen an die Grenzen ihres Fassungsvermögens, Brücken sind nicht mehr hoch genug. Immer wieder hört man von den Einheimischen, dass sie noch nie so viel Regen gesehen haben.
Mittlerweile haben sich nun Natalie und André zu uns in Gatton gesellt, mit den beiden waren wir ja schon nördlich von Cairns kurz unterwegs. Allerdings war die Laune kein wirklicher Beitrag und das lag unserer Meinung nach nicht nur am Wetter.
Unsere Arbeitgeber sind recht umsichtig, zumal sie ja auch selbst sehen müssen, dass sie jeden Tag bis nach Hause kommen. Es gibt ja nur eine Straße zurück nach Gatton. Unser Chef Daran (Vorname!) gestern: „We just finish this bin and then we‘re outta here, the creek is comin‘ up“. D.h. so viel wie: “Die Kiste mach’mer noch volle, und dann hau’mer hier ab, der Bach steig an“. Und so sah dann unser Heimweg aus an diesem einen Tag aus …
Das Wasser kam
Wir verfolgten natürlich die schlimmen Nachrichten zu den überflutungen in Queensland, z.B. in Rockhampton und Emerald. Jedoch wägten wir uns eigentlich in Sicherheit. Es regnete zwar viel und die Creeks stiegen, aber die Einheimischen schienen alles relativ locker zu sehen und machten keine Anstalten, eventuelle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Schließlich waren überflutungen relativ normal. Jedoch kam dann alles anders und niemand hätte DAS erwartet.
Am 11.01.2011 wurde Toowoomba, da wo viele Wochenenden während unserer Zeit hier in Gatton verbrachten, durch einen Inlands-Tsunami blitzartig überflutet. Eine 2 Meter hohe Wasserwand rauschte durch das Tal. Kurz darauf erreichte die Flut auch Gatton und die umliegenden Dörfer und Gemeinden. Es herrschte Unwetter, Gewitter, Regen aus Kannen und es nahm einfach kein Ende. Wir verfolgten die Nachrichten aus dem Autoradio und konnten den Wahnsinn, der genau um uns herum geschah, kaum glauben. Wir hörten von Menschen, die – nur wenige Kilometer von uns entfernt – auf die Dächer ihrer Häuser flüchteten, leblose Körper, die in den Creeks schwamen.
Wir hörten, der Highway sei in beiden Richtungen überflutet worden. Es führte also kein Weg aus Gatton heraus.Es blieb uns nix anderes übrig als die Situation auszusitzen und abzuwarten was passiert. Wir suchten uns einen überdachten Parkplatz und standen somit einigermaßen trocken.
Ab Mittag flogen Hubschrauber des Militär über Gatton umher und evakuierten die umliegenden Dörfer. In Forest Hill, nur ca. 8km von Gatton entfernt, wurden alle 300 Einwohner aus der Luft evakuiert und nach Gatton gebracht. Es war grausam, zu sehen, wie ganze Familien mit kleinen Kindern und alten Leuten aus den riesigen Maschinen stiegen und ihre Häuser und alles was sie haben, hinter sich lassen mussten.
Aus dem Radio erfuhren wir das auch Ipswich (30km östlich von Gatton in Richtung Brisbane) überflutet wurde und kurze Zeit später empfingen wir nicht mal mehr den lokalen Radiosender. Es schüttete immernoch wie aus Kannen und es schien einfach kein Ende zunehmen. Es herrschte Weltuntergangs- stimmung, Feuerwehrsirenen, Hubschrauber, Gewitter, Dunkelheit, Regen, Sturm und Horrornachrichten aus dem Radio. Es war grausam und machte Angst, denn wir waren tatsächlich mittendrin eingeschlossen.
Am späten Nachmittag hörte zu mindest der heftige Regen ein wenig auf. Wir fuhren ein Stückchen durch die Stadt und schauten uns die Ausmaße an. Da Gatton jedoch (zum Glück) ein bisschen höher liegt, hielten sich die Schäden, im Vergleich zu den großen Verlusten in den umliegenden Dörfern, in Grenzen.
Auch das Wasser ging erstaunlich schnell zurück. Am nächsten Morgen, 12.01.11, die Sonne schien hin und wieder durch die Wolken, kein Regen … als wäre nie etwas passiert, fuhren wir in Richtung unserer Farm. Da waren die Schäden schon um einiges höher. Weggerissene Häuser, weggeschwemmte Autos, Straßen, von denen der Asphalt gespühlt wurde, kaputte Brücken und vieles mehr.
Wir versuchten immer mal wieder in Richtung Farm zu fahren, aber die letzte Brücke kurz vorher war nicht mehr befahrbar und deshalb kehrten wir immer wieder um. Wir versuchten telefonisch jemanden von unserer Farm zu erreichen, was jedoch ohne Erfolg blieb. Wir hatten keine Zweifel, dass dort auch alles weggespült wurde. Die Highways waren immernoch geschlossen und Hubschrauber kreisten weiterhin über Gatton. Im Supermarkt gab es schon kein Brot und keine Milch mehr und an den Tankstellen wurden die Schlangen immer länger. Wir überlegten also was wir tun sollten …
Flucht nach Ipswich
Am Mittwochnachmittag erfuhren wir, dass der Highway bis Ipswich wieder offen war und so entschlossen wir uns, in diese größere Stadt zu fahren, da wir nicht wussten wie lange diese Situation in Gatton so bleibt. Ipswich war natürlich auch von der Flut betroffen, aber wir sprachen mit einem Polizisten und er erklärte uns, in welchem Stadtteil kein Wasser war und wir sicher wären. Also gings auf nach Ipswich, auch in der Hoffnung, dort einen unbeschadeten McDonalds zu finden, in welchen wir Zugang zum Internet haben.
Wir fanden es trotz aller Umstände unglaublich schade Gatton einfach so zu verlassen, ohne noch einmal mit jemandem von unserer Farm gesprochen zu haben. Irgendwie hatten wir uns den Abschied nach dem 2-monatigen „Arbeitsverhältniss“ anders vorgestellt, aber auf was sollten wir nun noch warten? Wir hofften, dass wir in den nächsten Tagen jemanden ans Telefon bekommen sowie den Papierkram per Post erledigen könnten und unser letzter ausstehender Check überwiesen werden kann.
In Ipswich angekommen, gingen wir eine Runde spazieren und sahen Häuser die bis unters Dach im Wasser standen und Menschen am Rand, die sich darüber unterhielten, welches Haus das ihre ist. Es waren grausame Bilder. Wir erfuhren aber auch, das der Wasserpegal bereits wieder zu sinken begann. Am nächsten Morgen, die Sonne schien wieder, von Regen und Unwetter keine Spur, war das Wasser fast überall wieder weg und die Menschen begannen bereits mit den Aufräumarbeiten.
Ein würdiger Abschied
Wir frühstückten gerade, als unser Telefon klingelte. Daran war dran und fragte, ob wir noch in der Nähe seien und arbeiten kommen könnten.
Es war unglaublich, aber der Farm ist nix passiert und das obwohl sie direkt von Creeks umgeben ist. Ein paar Felder sind abgesoffen, aber die Lager, das Shed, die Maschinen etc. und vor allem die „Farm-Familie“ und deren Häuser, alles unversehrt.
Wir entschlossen uns dazu, nach Gatton zurück zu fahren und am heutigen Donnerstag sowie am Freitag nochmal zu arbeiten. Auch den Geld- und Papierkram konnten wir so noch problemlos erledigen.
Unser letzter Arbeitstag am Freitag war sogar nochmal ein bisschen spektakuklär. Anthony, der Chef der Farm, wollte unbedingt seine Tomatenernte retten. Die Straße die zum Tomatenfeld führt, wurde allerdings vom Creek weggespült. Mit dem Traktor war kein durchkommen und so entstand der Plan, zu Fuß auf die andere Seite durch den Creek zu gehen und über eine Menschenkette die Tomatenkisten durchzureichen. Das war eine sehr witzige Aktion, da sogar Grant, der Gabelstaplerfahrer, Boss Anthony und Russel, der, der normalerweise nur den Bürokram erledigt, mitgemacht haben und bis zu den Oberschenkeln durch das Wasser wateten.
Die Laune unter allen war überraschend gut und irgendwie empfanden wir diesen letzten Tag für uns als gelungenen Abschluss. Und schließlich hatten wir dann auch unseren richtigen Abschied von der Farm und all den lieben Leuten (v.l.n.r.):
- Robert Bauer (Bauer sen.) und seine Enkel
- Anthony Bauer (Bauer jun.)
- Grant Sippel-Casey, von dem man sagt, er habe Ähnlichkeit mit George Clooney.
Da die Tankstellen in Gatton bereits kein Sprit mehr hatten, wurden wir von der Farm freundlicherweise mit Diesel versorgt.
Natürlich wurden dabei sogar ein paar Tränchen verdrückt. Es war eine sehr schöne, wenn auch durchaus anstrengende Zeit, mit tollen Erlebnissen und Erfahrungen. Wir haben tolle Menschen kennengelernt und eine ganz andere Art zu leben. Es wird uns immer in Erinnerung bleiben!
Nach nun 11 Wochen sagen wir „Goodbye Gatton“ und sind nun endlich wieder richtig auf Tour und darauf freuen wir uns sehr!
Auf die Plätze, fertig …
Nun war es endlich so weit und wir konnten aufs langersehnte und längst geplante Fraser Island fahren. Die größte Sandinsel der Welt, welche zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Von den Aboriginies wird die Insel „K´gari“ genannt, was soviel wie „Paradies“ bedeutet.
Nach dem wir vom Freitag auf Samstag noch eine Nacht in Brisbane verbrachten und am Samstagmorgen kurz unser Auto für Fraser checken ließen, ging es los. Auf dem Weg „nach oben“ bekamen wir wieder zu sehen, wo überall das Wasser stand. Es war noch einmal sehr erschreckend. Trotzdem freuten wir uns riesig als wir in Rainbow Beach ankamen. Erst einmal schauten wir uns dort um und erkundigten uns, was wir für Genehmigungen als Selbstfahrer brauchten und wo wir diese bekommen. Es werden auch viele Touren angeboten und die Mehrheit der Backpacker fahren kein Auto mit 4-Rad-Antrieb, eine Tour aber kam für uns nicht in Frage. Dann entschieden wir uns vorerst noch eine Nacht auf dem Festland zu verbringen.
Inskip Point ist der Übergang vom Land hinüber zu Fraser Island und da konnte man direkt am Strand campen, im Grunde war es dort auch schon ein bisschen wie Fraser. Familien verbrachten dort ihren Urlaub. Es war ein super Einstieg für das was folgte.
… und los! – Tag 1
Am Sonntagmorgen machten wir uns auf und besorgten alle Genehmigungen und meldeten uns für 2 Tage zum campen auf Fraser an. Dann wurde es „ernst“ und ich (Doreen) war schon ein bisschen aufgeregt, schließlich wussten wir nicht so richtig, was mit dem Sandfahren auf uns zukommen wird und ob unser altes Auto auch wirklich alles packt.
Schließlich ließen wir noch die Luft von den Reifen und füllten unseren Trinkwasservorrat auf und dann ging es los. Die Fähre hinüber zur Insel, von Inskip Point zu Hook Point, fuhr nur 15 Minuten und legte dann direkt am Strand an, logisch, da drüben ist ja auch nix anderes als Sand.
Von der Fähre runter und wir waren mitten drin. Mit uns war nur noch ein anderes Auto auf der Fähre, welches wir erstmal vor uns fuhren ließen, um langsam „rein zukommen“. Aber es war überhaupt gar kein Problem am Strand zu fahren und wir konnten sofort die tolle Landschaft bewundern. Wir fuhren direkt die Ostküste, den 75-Mile-Beach – welcher als offizieller Highway gilt – entlang, bis fast ganz ans andere Ende. Es war super spannend, der Sand, die Wellen, Ebbe und Flut, die Creeks, die immer aus dem Landesinnere ins Meer liefen und durch die man durch musste, die sagenhafte Natur …
Wir fuhren am Wrack der „M.S. Maheno“ vorbei, ein Luxusliner der im Jahr 1935 während eines Zyklons auf Grund lief. Er war auf dem Weg nach Japan um dort verschrottet zu werden. In den ersten Jahren wurde die Maheno von den Bewohnern der Insel unter anderem für Hochzeiten und Feste genutzt. Später diente sie der Australien Air Force als Zielobjekt. Heute sind nur noch die oberen Decks des Schiffes sichtbar.
Wir sahen den „Indian Head“ und „Waddy Point“ und waren natürlich auch in den „Champagner Pools“, der einzigen Stelle auf der Insel, wo man im Meer baden gehen darf.
Gegen Abend suchten wir uns, kurz nach Orchid Beach, einen Platz zum kochen und schlafen, was natürlich gar kein Problem darstellte, da man sich einfach überall hinstellen und sein Lager aufschlagen durfte. Das machten wir dann schließlich auch. Wir standen da, direkt am Strand und um uns keine Menschenseele, nichts als diese sagenhafte Insel. Es war traumhaft, so völlig friedlich und ruhig. Nichts zu spüren vom Weltlärm, von großen Städten, hektischen Menschen und Kommerz.
Fraser Island – Tag 2
Ich erhoffte mir natürlich auch, nach dem man überall ausreichend auf sie hingewiesen wurde, Dingos zu sehen. Die Fraser-Insel ist durch ihre Lage eines der letzten Rückzugsgebiete des ursprünglichen Dingos. An diesen Abend wurde es damit leider noch nichts, aber am nächsten Morgen wurde ich durch ein kurzes jaulen geweckt und ich wusste sofort bescheid. Ich weckte Tim und wir schauten aus dem Fenster und da war er, unser erster Dingo. Bis zu 3 Meter kam er an unser Auto ran und schaute neugierig, merkte aber schnell, dass es bei uns wohl nix zu holen gibt und so verschwand er relativ schnell wieder im Busch. Ich fand es, trotz das es nur so kurz war, total aufregend. Er sieht aus wie ein Hund, wie ein Haustier, er verhält sich auch so, ist aber ein wildes, freilebendes Tier.
Als wir einmal wach waren, machten wir uns natürlich gleich wieder auf. Der Tag sollte voll genutzt werden und noch dazu hatten wir wieder einmal viel Glück mit dem Wetter. Kaum Wolken am Himmel und schon früh 7 Uhr, war es brennend heiß. Wir machten uns also auf den Weg weiter Richtung dem nördlichsten Punkt der Insel. Leider kamen wir aber nicht bis dahin, es war gerade Flut und wir mussten einen felsigen Abschnitt umfahren an welchem nicht allzu viel Platz war und dann wurde ausgerechnet da noch eine riesige Wurzel angespühlt (viell. von der Flut auf dem Festland?) Da ging es für uns also nicht weiter, das fanden wir natürlich sehr schade, aber es nütze ja nix. Es ging also zurück, es warteten noch genügend andere Sachen auf uns.
Wir schauten uns nochmal die Champagner Pools bei knallendem Sonnenschein an, jedoch waren wir nun nicht mehr ganz so alleine da.
Dann fuhren wir an großen Sanddünen vorbei, natürlich blieben wir stehen und stapften da hinauf. Von oben hatte man einen gigantischen Blick auf das Meer. Man kann das alles gar nicht beschreiben, sowas muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben. Es ist der helle Wahnsinn. Soviel Unberührtheit auf einem Fleck. Der anstehende „Abstieg“ war sehr, sehr spaßig und wieder unten angekommen, waren wir völlig durchgeschwitzt und haben uns erstmal in einer flachen und glasklaren Creek-Mündung erfrischt.
Wir passierten noch einmal das Wrack der Maheno, um nun auch das Inland der Insel zu erkunden. Ziel sollte der Lake McKenzie sein, ein Süßwasser-See mit „Crystel-Clear-Water“.
Der Weg dahin war wieder ein einziges Abenteuer. Die „Wege“, so schmal das meist nur ein Auto durch passt, alles nur Sand, Wurzeln, Löcher, Wasserlöcher, steil bergauf und wieder bergab (nicht steil wie man es von Deutschland kennt, sondern richtig steil) das sowas ein Auto überhaupt fahren kann, hätte ich zuvor niemals für möglich gehalten. Der reine Wahnsinn. Da war der Bloomfield-Track nach Cooktown, was ja unsere erste 4WD-Erfahrung war, der absolute Witz.
Aber der Weg hat sich gelohnt. Lake McKenzie war ein traumhaft schöner See, mit Wasser so unglaublich glasklar und warm, man kam sich vor wie in der Karibik. Wieder einmal schwer mit Worten zu beschreiben.
Nach dem Badeaufenthalt ging es weiter und schließlich kamen wir auch nicht drum herum den teuren Inselsprit zu tanken, die Sandfahrerei verbraucht einfach unheimlich viel.
Es wurde wieder Abend und wir fanden ein hübschen Platz zum essen und schlafen. Diesmal sogar in Gesellschaft zweier deutscher Mädchen, mit denen wir am Abend noch ein bisschen quatschten.
Fraser Island – Tag 3
Am nächsten Morgen bekamen wir wieder Dingobesuch. Jedoch waren wir dieses Mal schon wach und der Dingo stand einfach plötzlich hinter dem Auto der Mädels und bettelte um Futter. Als er merkte, dass es bei den beiden nix gab, probierte er es bei uns. Jedoch ließ er bei uns nicht so schnell locker und weil es ihm anscheinend so gut gefiel, legte er sich direkt neben unser Auto in den Schatten und schaute zu, wie wir schnell unsere Sachen zusammenpackten und uns davon machten. Irgendwie war er schon ziemlich niedlich und man musste sich immer daran erinnern das er nicht zum streicheln ist.
Unser letzter Trip auf der Insel stand an. Wir wollten uns die Ostküste von Fraser Island anschauen und der Weg dahin führte wieder quer durch die Insel. Jedoch erreichten wir die Ostküste nicht, da der Pfad immer unzumutbarer wurde und wir uns das letzte Stück einfach nicht mehr zutrauten. So kehrten wir um und machten noch einen „kleinen“ Abstecher zu einem anderen See mit Prospekt-Zitat „honey-coloured“ (honigfarbenen) Wasser. Das Wasser war braun, einfach nur braun. Jedoch nicht schmutzig, das hat man gesehen, es war klar und braun und sah mit dem weißen Sand ringsherum schon merkwürdig aus.
Nach kurzem Aufenthalt führte der Weg wieder zurück zur Ostküste und dann den Strand entlang zum Hook Point, wo die Fähre auf uns wartete und uns wieder zurück brachte.
Das fahren direkt am Strand ist sehr einfach und man kommt mit einer Geschwindigkeit von 50-80 km/h relativ schnell voran. Das fahren im Inland, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10-15 km/h war jedoch sehr mühsam und schleppend, deshalb brauchten wir für die eigentlich kurzen Strecken immer sehr lang und so vergingen die 2,5 Tage auch sehr schnell. Trotzdem waren es aufregende und sehr beeindruckende Tage, an welchen wir wiedermal einen unvergesslichen und fantastischen Einblick in die australische Natur erhielten. Es war einmalig.
Und wir sind mächtig stolz auf unseren „Tido“.