… falsch, ausgeschlafen
Kein Wecker, kein Sonnenaufgang. Die Nacht war unruhig, sehr kühl und recht windig, das Windrad pfiff fast pausenlos. Die Wassertropfen standen an den Zeltdecken und alle waren recht froh, als die Sonne hoch genug stand, um alles zu trocknen und uns zu wärmen, während wir langsam aus unseren Schlafsäcken krochen.
Damit das Windrad die Batterien nicht umsonst die ganze Nacht lang geladen hat, nutzten wir die Steckdose am Platz, um all unsere Geräte frisch zu befeuern.
Während die Zelte und Schlafsäcke trockneten, holten wir alle Stühle aus dem Schatten und frühstückten ,wie immer, gemütlich. Schon am Abend zuvor in den Zelten bemerkten wir, dass das drahtlose Netzwerk der Lodge bis hierher rüberschwappte und so nutzen wir natürlich auch heute morgen die Möglichkeit, die eine oder andere Nachricht nach Hause zu senden bzw. ein oder zwei Bilder in den sozialen Netzwerken zur Schau zu stellen.
Natürlich wurden im Anschluss auch die hervorragenden sanitären Anlagen genutzt, bevor wir uns gegen 11 Uhr so langsam vom rauen und kargen Cape Cross verabschiedeten.
„Straßen? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen!“ … oder doch?
Unsere heutige Route führte zunächst entlang des afrikanischen Küstenabschnitts, der bekannt für seine vielen Funde an Fisch- und Walskeletten ist und darum den Namen Skeleton Coast trägt.
Nach wenigen Kilometern Schotterstraße hatten wir schon so einige Abfahrten, naja eigentlich eher Sandpfade, in Richtung Strand hinter uns gelassen, so dass wir uns dann auch entschlossen, ein bisschen näher am Wasser zu fahren. Ich verzichtete zunächst auf das Ablassen von Luft, was vor dem Fahren auf Sand üblicherweise gemacht wird, um die Auflagefläche der Reifen auf Sand zu vergrößern und somit ein tieferes Einsinken zu verhindern. Eine Weile ging das auch recht gut.
Bei der Querung vom nassen Sand direkt am Wasser hinauf zu einer Fahrspur direkt neben den leichtbewachsenen kleinen Dünen allerdings zollten wir bzw. unser schweres Heck dem Sand Tribut … nichts ging mehr!
Ganz klar, es hieß Ruhe bewahren. Ein bisschen Erfahrung machte das natürlich etwas leichter und so blieben einige ruhig, andere aber noch ruhiger. 😉
Schaufel hatten wir natürlich dabei, ebenfalls ein Paar Sandmatten, die unter die Räder in den Sand gelegt eine platzsparende Alternative zu den bekannten Sandblechen darstellen soll. Wir können nun sagen … SIE SIND ES NICHT! Nach mehreren ziemlich vergeblichen Versuchen mit den Matten schmissen wir diese enttäuscht zu Seite und konzentrierten uns aufs Schaufeln, was aber nur wenig Raumgewinn als Ergebnis vorzeigen ließ.
Zunächst den Aufwand des Wiederaufpumpen scheuend, brachen wir dann das Geschaufel und Gebuddel ab und halbierten den Reifendruck. Bereits der erste Versuch befreite uns aus der misslichen Lage, an diesem schönen, sonnigen, endlosen und einsamen Strand am Atlantik festzusitzen.
Zur Belohnung gönnte ich mir ein erfrischendes kurzes Bad in der starken Brandung, während die anderen in den Dünen jede Menge der besagten Knochen und Skelettteile ausfindig machten.
Da es Aufgrund der verlorenen Zeit nun wieder auf die richtige Piste gehen sollte, hieß es nun noch, die Reifen wieder auf Straßendruck zu bringen, wobei der kleine Kompressor hinter den Rücksitzen die meiste Arbeit zu erledigen hatte. Als dann das Auto und wir alle wieder Abfahrbereit waren, ging es weiter.
Abschied von der Küste, endgültig
Es dauerte nicht lang bis wir das Tor, sozusagen den offiziellen Eingang zur Skeleton Coast bzw. dem gleichnamigen Nationalpark erreichten. Wie hier in diesen Parks und Reservaten üblich, trugen wir uns in ein großes Buch handschriftlich ein, welches irgendwann mit den Büchern an den anderen Ein- und Ausgängen verglichen, die Vermissten bzw. die Verluste der Strecke aufzeigen könnte.
Links das Meer, eine sehr gute Piste und super Wetter, so sah es zunächst hinter dem Tor aus.
Eine Detail ändert sich aber, nämlich das Wetter. Der Himmel wechselte schnell aber fließend zu einen bräunlichen Farbton und die Sicht nahm drastich ab, vor allem in den 50 Zentimetern über dem Boden. Der starke Wind bließ aus Richtung mehr Sandschwaden über das ebene Land, es wirkte ein wenig so, als würde das Land fließen.
Die Stimmung der Bedingungen ausserhalb des Autos war befremdlich, aber sehr interessant. Es vielen Vergleiche mit Marslandschaften oder anderen, ähnlich abstrakt wirkenden Gegenden.
Es wurde Zeit, uns zumindest für diesen Urlaub endgültig vom Atlantik, den wir ja nun schon etwa eine halbe Stunde nicht mehr sehen konnten, zu verabschieden und wieder nach Osten ins Landesinnere abzubiegen. Kaum über eine der ersten Anhöhen gefahren, verschwand der Sandsturm und gab wieder den Blick auf die langen geraden namibianischen Straßen frei.
Am Ausgang des Skeleton Coast Nationalparks trugen wir uns erneut in ein großes Buch ein. Keine Verluste also durch uns, FALLS die Parkangestellten jemals die Bücher abgleichen sollten. 😉
Direkt hinter dem Tor, dass mitten im Nirgendwo lag und am Tag vermutlich nicht mehr als ein Dutzend Fahrzeuge sieht, fiel Doreen ein sogenanntes Craft Center auf. Dieses Handwerkszentrum bot Halsketten mit steinernen Anhängern an.
Nach dem wir einer kleinen Reisegruppe, die gerade versuchte, technische Probleme zu beheben, mit etwas von unserem Panzertape, das wir NATÜRLICH dabei hatten, das Leben retteten, setzten wir unsere Fahrt fort.
Themenwechsel
Die Vegetation nahm mit jedem Kilometer Stück für Stück zu. Es war nun nicht mehr weit bis zu unserem heutigen Ziel, der Grotberg Lodge. Zuvor aber stoppten wir noch an einem Schild, dass einen Themenwechsel in unserer Reise einleiten sollte. Ab jetzt stünde nun erstmal nicht mehr die weiten Landschaften, die felsigen Hügelketten oder das Meer im Mittelpunkt, sondern die tierischen Attraktionen des schwarzen Kontinents, Oryx ausgenommen. Wir sind gespannt!
Am Grootberg Canyon
Kaum im Elefanten Gebiet angekommen, erreichten wir ein weiteres Tor am heuten Tag. Ja gut, eigentlich war es nur ein Schlagbaum, aber immerhin. Ein olivgrün-gekleideter Mann kam Alpina-weiß-grinsend auf uns zu und hieß uns mit Handschlag herzlich willkommen am Gate zur Zufahrt zur Grootberg Lodge, also eigentlich noch nirgendwo. 😉 Er prüfte unsere Namen auf seiner Liste und meinte anschließend, dass wir bereits erwartet werden.
Von den Informationen im Reiseführer ausgehend, wollten wir gerade beginnen, unsere Sachen zu packen, da es hieß, man könne nicht selbst bis zur Lodge fahren. Dies schien allerdings nur für PKW-Fahrer zu gelten, denn der nette Pförtner meinte gleich, dass er uns ein Shuttle kommen lassen würde, wir aber mit diesem unseren Auto auch gern selbst direkt bis zum Parkplatz vor der Unterkunft fahren dürften. Er empfohl uns den ersten Gang mit Geländeruntersetzung zu nutzen, öffnete uns die Schranke und verabschiedete uns winkend und unentwegt grinsend bis morgen.
Wir fuhren los und merkten auch recht schnell, warum hier nicht jeder fahren darf bzw. kann, denn die Steigung betrug im Durchschnitt zwischen 30 und 40%, steil bergauf sozusagen. Nach ein paar Höhenmetern konnten wir dann einen Blick auf den ersten kleinen Teil der morgigen Etappe werfen … aber gut, erst mal weiter zur Lodge.
Wie auch schon am Fish River Canyon empfing uns eine ebenso freundliche Dame direkt auf dem Parkplatz und führte uns ins Hauptgebäude, in dem uns „homemade“, also hausgemachter Eistee mit Honig gereicht wurde.
Bei unserer Buchung voll belegt, hatten wir „nur“ eine Familienhütte bekommen, auf Anfrage aber waren doch noch zwei Doppelbett-Hütten frei, die wir natürlich nahmen. Nach den Formalitäten bezogen wir also paarweise jeweils eines, der wirklich liebevoll gestalteten kleinen Häuschen am Canyonrand, erneut mit Blick in die Weite.
Unter dem strohgedeckten Dach fanden wir einen großen offenen Raum, ein großes Bett inklusive Bettwäsche in Dschungeloptik und die Bilder an den Wänden zeigten Löwen, Elefanten und traditionelle Einheimische.
Bevor es auch heute für uns zum 3-Gänge-Menü ging, war Entspannung angesagt. Das Haupthaus bot dafür einen schicken Pool und ringsherum Sessel und Liegen, die alle dazu einluden den hier überall inklusiven Aussicht in den Grootberg Canyon zu genießen. Zwar war gerade keine Spitzmaulnashornsaison, aber auch ohne die war die Schlucht in der abendlichen Sonne jeden Blick wert.
Auch das Abendessen konnte sich natürlich sehen lassen. Nur soviel, außer für Stefanie gab es wieder Fleisch, am Ende ein sehr leckeres Dessert und den einen oder anderen Drink. Auf den wenigen Meter bis zu unseren Hütten wurden wir von Angestellten mit Lampen begleitet, denn in den letzten Tagen wurden vermehrt Löwenspuren auf den Wegen entdeckt … na gute Nacht! 🙂
Vor allen anderen …
… stand ich auch heute wieder auf, welch Überraschung. Da, wie erwähnt, in den letzten Tage gehäuft Löwen bzw. deren Spuren in der Nähe der Lodge gesichtet worden waren, beschränkte ich meinen morgentlichen Ausflug auf die unmittelbare Umgebung der Hütten sowie des zentralen Haupthauses. Das Licht, der Blick in den Canyon, die Stimmung bei Sonnenaufgang, alles entschädigte für jede Minute des verpassten Schlafes.
Nach dem Frühstück verbrachten wir noch etwas Zeit auf der großen Terrasse und genossen die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen. Auch einige andere Einheimische gesellten sich dabei zu uns. Echsen in diversen größen und Farben krochen aus den vielen Felsspalten sowie aus Lücken im Gemäuer der Gebäude hervor und brachten sich auf Betriebstemperatur.
Obwohl der heutige Fahrabschnitt vermutlich nicht ganz so lang und auch weitestgehend asphaltiert sein würde, war es am späten Vormittag nun doch langsam Zeit zum Aufbrechen, denn heutiges Ziel war der Etosha Nationalpark, der hoffentlich so einiges an lebendigen Attraktionen bereit halten würde.
Ein Anflug von Safari
Noch gar nicht sooooo viele Kilometer nach Abfahrt von der Grootberg Lodge allerdings, wurden wir sozusagen schon zur ersten „Not“-Bremsung gezwungen. Zwar hielten wir schon seit Ankunft in Afrika die Augen ständig offen, um tierische Bewohner nicht zu verpassen, aber die ersten Giraffen neben der Straße kamen dennoch mehr als überraschend und die Freude war riesig. Klar, die Oryx, die Straßen und die Springböcke waren auch hübsch, aber ein paar Tierarten waren dennoch irgendwie noch besonderer, und dazu gehörte auch die Giraffen.
Wir hielten an und bewegten uns leise und langsam in die Richtung des Giraffenpärchens, denn sie schienen recht scheu zu sein. Nach ein paar Minuten allerdings entspannten die Beiden sich etwas und gafften einfach nur in unsere Richtung.
Wir waren gespannt, auf alles was heute hoffentlich noch folgen würde.
Runde 1 im Etosha Nationalpark
Nach einer Fahrt ohne weitere Zwischenfälle, von ins Gebüsch huschenden Warzenschweinen abgesehen, erreichten wir am frühen Nachmittag den Eingang zu Haupttouristenziel des Lands Namibia, den Etosha Nationalpark. Erste Unterkunft hier würde der, wie ein Fort aufgebaute, Touristenort Okaukuejo sein. Zwei Tore, die zum Sonnenuntergang schlossen, waren die einzigen Zugänge, zur von hohen Mauern sowie Zäunen umschlossenen Sieldung.
Nach den Formalitäten nutzten wir die Gelegenheit zum Kauf von Postkarten. Ein leckeres Eis sollte dafür sorgen, das wir im Falle eines Angriffs durch Löwen keine allzu „leichte“ Beute abgeben würden. Gut genährt und Abgekühlt begaben wir uns also auf die erst Rundfahrt durch den Park.
Es dauerte auch gar nicht lange. bis wir den ersten Oryx nur wenige Meter neben der Straße liegen sagen. Naja gut, Oryx, was solls … Fotoapparate raus, Fenster runter und auf geht’s. Während die Antilope mehrfach bildhaft beschossen wurde, merkten wir dann, dass auf der anderen Seite des Autos, kaum 4 m entfernt ein viel interessanteres Tier lag. Der Löwe schlummerte so vor sich hin und war uns so reglos und mit seiner gelbliche grauen Mähne auf dem steinig strohigen Untergrund zunächst völlig entgangen.
Danach ging es Schlag auf Schlag. Über die weite Eben verteilten sich Gnus und Zebras, dazwischen Strauße und weitere Giraffen. Auch Schakale und diverse Vögel kreutzen unseren Weg … oder besser, wir ihren.
In der beginnenden Dämmerung, wir waren bereits auf dem Rückweg zum Camp, sahen wir an einer Kreuzung plötzlich Warnblinkanlagen, rückwärts bzw. kreuz und quer fahrende Autos. Klar, irgendwas gab es dort zu sehen, die Frage war nur was. Wir reihten uns in den unfreiwilligen Kreisverkehr ein und siehe da, der erste Tag hier im Etosha bescherte uns sogar ein kleines I-Tüpfelchen: Etwa 30 m von der Straße stand ein leicht unentschlossenes Spitzmaulnashorn. Es überlegte wohl, welches Touristenfahrzeug zuerst daran glauben muss. 🙂 Nur so viel, unseres war es nicht.
Nach ein paar Minuten Beobachtung des wirklich beeindruckenden Exemplars stampfte es weiter und entfernte sich wohl in Richtung des nächsten Wasserlochs. Anlaß genug für uns, unseren Schlafplatz zu beziehen und zum Abendessen überzugehen.
Nachts im Park
Die Damen bereits im Bett, machten sich Robert und ich noch mal neugierig auf den Weg zum beleuchteten Wasserloch. Nach kaum 200 m Fußweg waren wir auch schon angekommen. Das gebotene Bild war interessant, wie auch zwiespältig.
Halbkreisförmig zog sich ein durch massive, aber flache Zäune sowie einer ebenfalls niedrigen Mauer gesichter Weg um das künstliche und mit gelbem Licht bestrahlte Wasserloch. Was am Nachmittag noch eine Safari in freier Natur war, wirkte hier wie eine Szene aus Jurassic Park. Leicht befremdlich, aber mit den großen Gästen dennoch sehr unterhaltend sowie beeindruckend.
Viele Hunder Menschen saßen absolut lautlos auf den vielen Bänken und beobachteten die saufenden Nashörner sowie einen schlafenden Elefanten. Wie im Kino wartete man gespannt, was als nächstes passieren würde und welche Darsteller als nächstes auf der Bühne erscheinen.
Hier ging ein weiterer, sehr ereignissreicher Tag in Afrika für uns zu Ende. Die Jadgsaison hat erfolgreich begonnen … was Tierfotos betrifft, klar!
Hörnchen zum Frühstück
Pünktlich zu den ersten Strahlen am Horizont war ich draußen. Wie schon am Abend zuvor war die Wolkendecke noch recht dicht, sodass die Sonne nur gaaaanz tiefstehend kurz zu sehen war. Es folgte ein kurzer Abstecher zum Wasserloch, um die Lage zu prüfen, allerdings schienen, genau wie die meisten Menschen, auch die Tiere noch irgendwo gemütlich zu schlafen.
Ich spazierte noch ein paar mal hin und her, bis sich irgendwann die ersten aus den Zelten trauten. Ganz entspannt ging der eine Duschen, während die anderen das Frühstück vorbereiteten. Heute standen nur knapp 80 km bis zum nächsten Camp hier im Park auf der Tagesordnung, was noch weniger Hektik als sonst schon bedeutete.
Im Gegensatz zu unseren bisherigen Morgenmahlzeiten durften wir zu diesem sogar Gäste empfangen, die uns wirklich gut unterhielten. Kleine erdhörnchenähnliche Nager wuselten um uns herum und forderten hier und da eine kleine Gabe ein, die wir ihnen als WILDE Tiere allerdings stets verwehrten. Nichtsdestotrotz schienen die kleinen Süßen ihre gute Laune nicht zu verlieren und wuselten und bettelten einfach weiter.
Safari Reloaded
Da, wie erwähnt, unser nächstes Camp ebenfalls im Etosha Nationalpark lag, verließen wir diesen also heute noch nicht. Wir wollten noch mehr wilde Kreaturen sehen und suchten uns mit Hilfe der Karte die indirekteste Route zum Ziel.
Nach dem Zusammenpacken liefen wir noch einmal gemeinsam zur Jurassic-Park-Tiertränke hier bei Okaukuejo und immerhin, es plantschten nun ein paar Oryx und ein dutzend Springböcke ließen sich deren Badewasser schmecken.
Auch an der ersten Wasserstelle, die wir anfuhren, waren die Oryx und deren kleine Freunde, die Springböcke, zunächst in der Mehrzahl. Nach einer Weile allerdings kam eine Herde Zebras hin zu und brachte … ähm, naja … Farbe ins Spiel. 🙂 Friedlich drängten sich alle um das trübe Nass, wobei wir ihnen dabei offensichtlich am Hintern vorbeigingen.
An einem weiteren kleinen Teich waren zwar auch ein paar Huftiere vertreten, allerdings trauten sich die Kudus mit ihren schicken Korkenzieherhörnern kaum bis ans Wasser. Die großen grauen Riesen nahmen das Gewässer zum Baden, Saufen und Rumspritzen in Beschlag und mussten scheinbar auch keine Konkurrenz oder gar Gefahr fürchten.
Außerhalb des Autos war also so einiges los, was aber auch im Fahrzeug hin und wieder für reges Treiben sorgte. Fenster hoch, Kameras ausrichten, abdrücken, kontrollieren, Perspektive und Bildausschnitt ändern, erneut abbrücken, alle mann umdrehen, auf der anderen Seite gibts auch genug zu sehen. Prinzipiell aber waren viele der tierischen Motive sehr ausdauernd wehalb wir an den meisten Stellen und Wasserlöchern auch einfach ein bisschen verweilen und beobachten konnten.
Und die Touristen, unterwegs in ihren Autos, waren nicht die Einzigen, die Elefanten, Zebras und Co beobachteten. Hier und da lagen ganze Löwenrudel leicht lethargisch starrend und müde im Schatten der Bäume und schienen nur wenig beeindruckt von den vorbeiziehenden Zweibeinern.
Aber auch von den monochrom gestreiften Vierbeinern, die auf der zweiten Hälte der heutigen Safari zahlreich vertreten waren, ließen sich die süßen Großkatzen nicht vom Mittagsschlaf abhalten. Also waren die Zebras genauso entspannt wie wir.
Im Camp Halali
Der Safari zweiter Teil endete, wie der erste gestern begonnen hatte. Wir erreichten das Camp Halali, meldeten uns an der Rezeption und im Anschluss besorgten wir uns erstmal wieder Eis am Stil … lecker!
Nach dem errichten der Zelte spazierte ich den kurzen Weg in Richtung des Wasserlochs, dass auch hier zum Camp gehört. Als mir allerdings so einige andere Herrschaften entgegen kamen, lag die Vermutung nahe, dass wohl gerade nicht mehr allzu viel zu sehen sein würde und so war es dann auch. Es auf einen späteren Versuch ankommen lassend, lief ich zurück zum Auto.
Der Nachmittag war noch lang und die Gegebenheiten optimal, um unsere Klamotten auf vordermann zu bringen. Wäsche waschen war also angesagt. Nach dem diese dann zwischen zwei Bäumen neben dem Auto aufgehängt war, gingen wir zum gemütlichen Teil über und begaben uns zum Pool. Der hatte zwar nicht ganz die Aussicht, die noch am Fish River oder dem Grootberg Canyon geboten wurde, aber erfrischend wars es dennoch.
Zurück am Auto war die Wäsche zwischenzeitlich bereits abgenommen. Mit nur wenigen Ausnahmen lagen die Sachen im direktem Umfeld verstreut auf dem Boden. Kurz aufgehoben und kräftig durchgeschüttelt bzw. abgeklopft legten wir die trockenen Teile zusammen und den Rest wieder auf die Leine. Diesmal aber hielt einer Wache. 😉
Am heutigen Abend wurde auf selbsgekochtes verzichtet, stattdessen schlossen wir uns dem All-You-Can-Eat-Buffet des Camprestaurants an und schlugen uns die Bäuche mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Salat und noch mehr Eis kräftig voll. Dazu gab es Wein, Gin Tonic und für jeden ein Glas Amarula. Satt und zufrieden besuchten wir noch einmal das Wasserloch und ließen den sehr lebendigen Tag ausklingen.
Löwen unter sich
Während Stefanie und Robert am Abend zuvor noch recht lange Elefanten, Nashörner und andere Besucher am Wasserloch beobachteten, wurden Doreen und ich im Bett liegend von einer kleinen Familie Honigdachse wach gehalten. Die waren natürlich auf der Suche nach Futter und kippten unheimlich versiert auch die schwerste Mülltonne auf die Seite um sich den Bauch mit Resten vollzuschlagen.
Am heutigen Morgen ging aber alles wieder seinen geregelten Gang. Noch vor der Sonne erreichte ich die kleine Zuschauertribüne Gegenüber des Wassers und war zunächst etwas enttäuscht. Allerdings wunderte mich auch, dass die anwesenden Leute alle sooo ruhig und konzentriert in auf das Gelände direkt hinter dem Wasser starrten. Nach etwas genauerem Hinsehen entdeckte dann auch ich die Attraktion des heutigen Morgens. Ein Löwenmännchen lag scheinbar schlummernd auf dem ziemlich ähnlich farbenen Boden und war eigentlich nur zu sehen, wenn es sich mal auf die andere Seite drehte oder den Kopf hob und um sich schaute.
Nach einer Weile schaffte es dann auch die Sonne aus dem Bett und brachte noch mehr Licht in die Sache. Auch der Löwe schien sich nun etwas wohler zu fühlen und begann mit dem morgentlichen Hygieneprogramm in Form von ausführlichem abschlecken der Pfoten. Da dabei die Zunge langsam aber sicher trocken zu werden scheint, wurde es Zeit führ ihn, sich zu erheben und ein bisschen was zu trinken. Langsam stolzierte er zum Wasser, senkte seinen Kopf und dann hier auch schon der rote Lappen ins Wasser. Fertig damit blieb er noch etwas stehen und schaute sich ein letztes Mal um, danach schritt er majestätisch davon.
Nachdem der König der Tiere Dschungel verschwunden war und damit der letzte Darsteller die Bühne verlassen hatte, brachen auch die Zuschauer auf. Am Ausgang des Theaters war dann noch ein kleiner hüpfender Geselle anzutreffen, der nach der Vorstellung noch etwas aufzuräumen schien. Der lange rote Schnabel schien dafür jedenfalls hervorragend geeignet. 😉
Kurs Ost-Nordost
Die üblichen Aktivitäten vor Fahrtantritt erledigt, machten wir uns nicht all zu spät an die längste geplante Etappe unserer Rundreise. Auf dem Papier standen zunächst 560 km bis zum nächsten Übernachtungspunkt. Auf den ersten Kilometern allerdings nahmen wir noch mal die Karte zur Hand und bei einem letzten Addieren der Teilabschnitte ergaben sich plötzlich 720 km.
Schockiert überprüften wir diesen Wert noch einmal, der ber leider bestätigt wurde. Nun gut, es war nicht zu ändern und prinzipiell war auch für die deutlich längere Strecke genügend Zeit. Außer einem Einkaufsstop waren keine weiteren Unterbrechung der Fahrt geplant und die Route würde voraussichtlich auch keine Überraschungen bereithalten. Los ging es …
Die ersten knapp 80 km verliefen noch durch den Etosha Nationalpark, was auch noch die ein oder andere Tiersichtung mit sich brachte. So zogen zum Beispiel eine handvoll Strauße mit einem ganzen Kindergarten an süüüüüßen Babystraußen entlang des Randes der endlosscheinenden Salzpfanne. Mir wirklich schönen Erinnerungen und etwas Wildlife im Herzen verließen wir etwas später den Park durch das östliche Tor und begaben uns für den restlichen Tag auf den Asphalt. Neben einem Einkaufs- und einem weiteren Tankstopp passierte, wie erwartet nicht allzu viel. Insgesamt vertrieben wir uns die Zeit mit Lesen, Schlafen und Musikhören. Eine Premiere gab es dennoch: Nach vielen gesehen Gleisen konnten wir heute unseren ersten Zug sichten. 🙂
Voll auf Risiko
Etwa 7 Stunden Fahrt lagen hinter uns, als wir in die kleine Zufahrt zu Camp Ngepi einbogen. Diese war mit diverser amüsanter Beschilderung versehen. So rief z.B. ein Wegweiser darauf hin, dass die unzuverlässigen, zweiradbetriebenen Land Rover bitte den linken Pfad nehmen sollen, während die technisch unkaputtbaren Toyota Landcruiser doch den rechten befahren könnten. Beide Wege waren völlig Identisch beschaffen und führten nur wenige Meter weiter hintem dem Busch wieder zusammen.
Gegen 18 Uhr parkten wir das Auto vor der Rezeption des Campingplatzes und registrierten uns. Ngepi liegt unmittelbar am Ufer des Flusses Kavango, der nicht sehr viel weiter südlich in Form des bekannten Okavango Deltas in die weiten Botswanas mündet. Wir befanden uns also nun im sogenannten Caprivistreifen, einem laaangen schmalen Stück von Namibia, der bis weit in die Mitte der Landmasse des südlichen Afrikas reichte und bezüglich Malaria zum Hochrisikogebiet gehört.
Alle Stellplätze des Platzes lagen direkt am Wasser und noch während wir schnell vor einbrechender Dunkelheit alles zum Schlafen fertig machten, zeigte sich am gegenüberliegenden Ufer das für den Menschen gefährlichste alle afrikanischen Tiere. Durch das flache Wasser stapfte laut grunzend ein Flusspferd und verschwand wenig später im hohen Gras der Böschung.
Aber auch so hielt die Unterkunft noch einge originelle Überraschungen für uns bereit, dazu aber morgen im Hellen mehr. Nach einem sehr reichhaltigen Abendessen und einer kleinen gemütlichen Runde am Feuer kehrten wir noch in der kleinen Bar von Ngepi ein und gönnten uns nach dem recht anstrengenden Tag erneut ein Glas Amarula und genossen mit Flusspferdgrunzen im Hintergrund den Geist von Afrika. 😉
Sanitär mal anders
Ähnlich grau, wie der gestrige Tag zu Ende gegangen war, began zunächst auch der heutige. Kein Grund also, besonders früh aus den Federn zu kommen. Irgendwann aber war man dann doch einfach wach und voller Tatendrang. Warum also nicht zumindest einen kleinen Spaziergang unternehmen durch unser Camp, dass jedem von uns schon am Vorabend auf die eine oder die andere Art und Weise Freude bereitet hatte.
Konkret geht es um die sanitären Anlagen, die mit den auf den bisher besuchten Campingplätzen nicht zu vergleichen waren. Falls nun aber jemand denkt, dass es hier einfach am Komfort oder gar der Sauberkeit mangelt, der hat weit gefehlt. Es war einfach nur die äußerst naturbezogene Aufmachung, die einen staunen ließ.
Ausgeschildert unter „erhabenem Klo“, aufgebockt, nur durch eine einseitige Bastwand vom Bereich des anderen Geschlechts getrennt und mit dem Spühlkasten am Baumstamm befestigt, bot diese ansonsten einwandfrei saubere Toilette fast 180° Blick in den Dschungel, ein Gespräch unter vier Backen mit der Stuhlgangpartnerin oder dem Kackkumpel inklusive. Eine andere nannte sich „der Thron“, war mit echter Rücken- sowie Armlehnen und Ascher ausgestattet. Dort Platz genommen hatte man freie Sicht auf den Fluß und den ggf. anwesenden Flußpferden.
Auch die Möglichkeiten zur Körperpflege kam dabei alles andere als unkreativ daher. Neben an Bäumen montierten Buschduschenduschbrausen oder Waschbecken, stach vor allem eine kleine Badeterrasse hervor. Die Blechwanne empfing ihr warmes Wasser aus einem Kessel, der natürlich erstmal befeuert werden musste. Einmal befüllt, konnten man von hier den Blick aus dem Wasser zum Wasser genießen. Also wer da nicht gern seine all morgentlichen Geschäfte und Tätigkeiten erledigt, ist selbst Schuld. 🙂
Ein bisschen Fahrt hier und da
Auch heute standen wieder ein paar Kilometer auf dem Zettel, natürlich aber bei weitem nicht soooo viel wie gestern.
Bei Abfahrt begann auch der Himmel wieder seine bessere Seite zu zeigen und die hier ja schon deutlich grünere Gegend in etwas strahlendere Farben zu tauchen.
Neben der ansonsten Abwechslungsarmen Strecken lernten wir nun neben den endlosen Weiten und den vielen wilden Tieren auch noch eine weitere Seite Afrikas kennen. Rechts und links der Straße lagen für diese Gegend wohl typische Siedlungen. Basketballfeld große, mit Bastzäunen umgebene Grundstücke beherbergten mit ihren zwei oder drei runden Strohhütten etwa 10 bis 15 Menschen. Recht normal bekleidet, waren einge mit Wasserholen oder Erdarbeiten beschäftigt, andere schleppten Wasserkanister von einem Brunnen oder einer zur Verfügung gestellten Wasserstelle. Winkte man beim Vorbeifahren, winkten praktisch alle zurück, zum Teil lächelnd, zum Teil verdutzt schauend. Zugegeben, wir haben uns nicht getraut anzuhalten, da es für uns nicht wirklich einzuschätzen war, wie die Bewohner dieser Dörfer zu uns Touristen stehen.
Die Deutschen zu Besuch
Gerade mal vier Zeilen im Reiseführer erwähnten unser heutigen Zwischenstopp. Ein kleines Dorf des Stammes der Mafwe lud dort zu einer Stippvisite ein. Es war ein sogenanntes lebendes Museen und wollten den Touristen einen kleines Gefühl des früheren traditionellen Lebens der hier lebenden Menschen vermitteln.
Als wir dort eintrafen, war es zunächst so ruhig, dass wir schon Bedenken hegten, es sei geschlossen. Richtig waren wir, denn ein kleines Schild an der hier bereits erwähnt üblichen Strohumzäunung der Siedlung hieß herzlich Willkommen im „Living Museum“. Doch dann regte sich etwas. Eine Dame in Schwarz, leicht bekleidet mit einem Bambusrock, kam lächelnd heraus und begrüßte uns außerst sympathisch und sehr sehr herzlich und bat uns, kurz Geduld zu haben. Sie huschte wieder um die Ecke und verschwand. Kurz darauf erschien ein Mann in Lederrock und begrüßte uns ebenfalls. Soweit so gut, willkommen waren wir schon mal. Er erklärte uns kurz, welche Arten von Führungen hier angeboten werden. Kurz gesagt gab es die Kategorien traditionelle Tänze sowie Gesang, Handwerk, Spiele und Jagd. Da wir aber die einzigen waren, meinte er, wir könnten auch von allem etwas haben. So sei es also! Während er uns noch ein paar Details zum Dorf nahe brachte, vernahmen wir nun schon reichlich gewusel hinter dem Zaun. Wir vermuteten lachend, dass nun alle Beteiligten ihre Adidas-Klamotten gegen die Bambusröcke tauschten und sich für die Vorstellung bereit machten. Naja, wir werden es nie erfahren. 😉
Es wurde dann ruhiger und der nette Herr wurde darauf hingewiesen, dass jetzt alles bereit für uns wäre. Er führte uns hinein und bat uns für die nun folgenen Tanz-, Schauspiel- und Gesangseinlagen im Zuschauerraum Platz zu nehmen. Es folgte die Anmoderation und unter trommelnder Tonkulisse der fröhliche Einmarsch etwa eines Duzend Männer, Frauen und Kinder. In der folgenden Stunde wurde gesungen und getanzt was das Zeug hielt. Themen waren dabei Kinder, Beziehung, Jadg und das alltägliche Leben. Insgesamt wirklich interessant und amüsant.
Anschließend durften wir die Zuschauerränge verlassen und wurden über mehrere Stationen durch das Dorf geführt. Uns wurde praktisch alles demonstriert, was man sich vorstellen kann: Gesellschafts- sowie Geschicklichkeitsspiele, das Bauen von Tierfallen, das Herstellen von Seil, auch das Schmieden von Werkzeug und Waffen war dabei.
Als letzter Teil der Führung nahm man uns noch mit auf einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Gewässer wo uns unter anderem diverse Fischfangtechniken gezeigt wurden. Alles in allem war es wirklich sehr aufschlussreich und wir hatten jede Menge Spaß.
Wir waren gerade dabei, zufrieden in unser Auto zu steigen, als tatsächlich die ganze Gruppe im Gänsemarsch auf den Parkplatz kam, sich in Reihe aufstellte und uns winkend und singend verabschiedete. Und sie sangen und winkten unentwegt, bis wir sie beim wegfahren nicht mehr im Rückspiegel sehen konnten.
Botswana in Sichtweite
In Gedanken nach wie vor tanzend und winkend setzten wir unsere Etappe fort und nahmen langsam aber sicher Kurs in Richtung Grenze zu Botswana. Etwa 2km vor der Kontrollstelle folgten wir der Ausschilderung zum Camp Chobe, dass uns von Freunden empfohlen wurde.
Camp Chobe war ein scheinbar recht neues Domizil und lag unmittelbar am Fluß Chobe, der in diesem Gebiet der Grenzfluß zwischen Namibia und Botswana war. Geboten wurden hier, neben der Aussicht aufs fließende Wasser, Stellplätze zum Zelten sowie sogennante Tented-Chalets. Letzteres bedeutet im Deutschen soviel viel wie zeltene Hütten und umschreibt ein erhöhtes, hausförmiges Holzgestell, welches mit Zeltplanen bespannt ist. Das Umfeld und die allgemeine Aufmachung hier gefielen uns so gut, dass wir dem ursprünglich gebuchten Stellplatz für das Auto gegen zwei Chalets tauschten.
Beim Bezug der Hütten und einem ersten Blick ins Innere wurde der bisherige Einruck vollends bestätigt. Ein zentrales riesiges Bett mit dem hier wohl äußerst wichtigen Insektenpavillion in einem Raum, der nur durch die erwähnten Zeltplanen und großen Gagenfenster von der Natur getrennt war. Der Wind, jedes Geräusch war praktisch wie draußen zu spüren, einfach toll. Hinter dem Schlafzimmer wie immer das Bad, das in seiner Art nicht verschiedener zu den bereits beschriebenen sanitären Anlagen im Camp Ngepi hätte sein können. Hervorzuheben war hier vor allem der Abfluss der Dusche, der im Prinzip nur aus rasterförmig angeordneten Löchern im Holzboden bestand.
Nach einem gemeinsamen Abendessen vor einer unserer Hütten vertrieben uns die überraschend zahlreich umherschwirrenden Insekten zunächst hinein. Später entschieden wir uns dennoch für einen Besuch in der Bar. Dort gemütlich niedergelassen holte ich mir hier im Malaria-Hochrisikogebite meine ersten 8 Moskitostiche. Alle anderen blieben dank Ihrer imprägnierten Kleidung verschont. Mit der festen Absicht, dies am nächsten Morgen nachzuholen, ging ich etwas genervt als erster ins Bett, wobei die anderen nicht viel später nachkamen.
Die Nacht unter dem Insektenzelt sollte völlig frei von Moskitos und wirklich sehr sehr erholsam werden.