Da es am Tag zuvor so schön war und praktisch auf dem Weg lag, machten wir uns gleich am frühen Morgen nochmal auf dem Weg zur Mossman Gorge, um eine kleine Erfrischung im Mossman River zu nehmen. Jedoch streikte das Auto von Sarah und Scarlett erneut schon auf dem Hinweg nach ein paar Kilometern. Es ging kurz vorm Ziel wieder während der Fahrt einfach aus. Wir ließen es auf dem Parkplatz stehen, um es wieder abkühlen zulassen und gingen trotzdem zum River. Leider spielte das Wetter diesmal nicht so richtig mit. Es war zwar wie immer warm und teils schwül, jedoch regnete es. Es wird ja Sommer und die Regenzeit beginnt. Die Natur wirkt hier dadurch irgendwie noch schöner und echter. Der Regenwald ist im Regen noch ausdruckstärker.
Nach der Abkühlung brachten wir das Auto wieder zur Werkstatt. Die Mädchen waren sehr verzweifelt, was sehr verständlich ist. Ich wüsste nicht wie es mir gegangen wäre. Jedoch war Freitag, der Mechaniker konnte an dem Tag nichts mehr für sie tun und ist die nächste Woche im Urlaub. Er empfahl einen Kollegen ganz in der Nähe, aber auch dieser konnte erst am Montag helfen. So entschieden wir uns, das die Mädchen das Wochenende ausharren und an Ort und Stelle auf Montag warten müssen, während wir unsere Reise in den Norden alleine antreten und uns dann auf dem Rückweg wieder treffen werden.
Also machten wir uns kurz nach Mittag auf dem Weg zum Cape Tribulation im Daintree National Park. Der Weg führte zu einer kleinen Fähre, die uns über den Daintree River brachte. Auf der anderen Seite war es gleich wie in einer anderen Welt. Natur pur, kaum Zivilisation. National Park durch und durch. Auch die „Straßen“ waren alles andere als normal.
Es regnete und regnete und so fuhren wir durch den Regenwald. Gegen 18 Uhr suchten wir uns einen ruhigen Platz. Eigentlich ist Wildcampen im National Park ja verboten, aber $25 für einen Campingplatz, auf welchen wir nur unser Auto abstellen und darin schlafen, war uns einfach zu teuer. Auf dem Campingplatz auf welchem wir nach dem Preis gefragt hatten, haben wir übrigens ein Deutschen getroffen der aus Dresden kam, das war witzig.
Wir campten also im Nationalpark in mitten von riesigen Bäumen und Lianen. Um uns herum merkwürdige Geräusche von Tieren und das Meerrauschen. 19 Uhr war es stock dunkel, man hat die Hand vor Augen nicht mehr gesehen, also legten wir uns sofort schlafen. Was sollten wir sonst mitten im Regenwald tun. Nachts schüttete es aus Kannen, dadurch war die Luft sehr angenehm und es gab keine Moskitos. Der Regen war laut, aber wirkte unglaublich beruhigend. Man kommt sich richtig einsam (im positiven Sinne) und klein vor, in dieser riesigen weiten Natur.
Morgens 6 Uhr waren wir wieder wach und so machten wir uns auch gleich wieder auf den Weg. Vom Cape Tribulation wollten wir weiter nach Cooktown (ca. 100km). Der Reiseführer sagt, dass den Weg die Küste entlang nur Autos mit Four-Weal-Drive (4WD) fahren dürfen, da es keine richtige Straße gibt. Es gibt auch einen Weg durchs Landesinnere, aber das wollten wir nicht. Wir wollten ja das Abenteuer. Und so gab es die ersten Zerreisproben für meine Nerven und auch die erste richtige Probefahrt für unseren „Tido“. Kaum passierten wir das „4WD only“-Schild am Straßenrand, kam auch schon der erste Creek durch den wir durch mussten. Da es so sehr regnete, trug dieser auch ganz schön viel Wasser mit sich. Als ich das sah, musste ich vor Schreck fast heulen. Ich hatte ehrlich Schiss. Schiss das wir stecken bleiben, das das Auto kaputt geht oder sonst was. Hier ist man ja schließlich auch nicht in der Stadt sondern im Regenwald. Hinter uns ist nichts und erst irgendwann kommt wieder die Fähre mit der wir gekommen sind und selbst von da bis zur Stadt ist es weit und vor uns liegt eine Strecke von 100km bis Cooktown (und wie sich später heraus stellt ist auch Cooktown nur ein Dorf).
Tim stieg aus und schaute sich den Creek an. Ich saß im Auto und verzweifelte. Dann kam er wieder und sagte: „Tja, wir werden sehen.“. Hätte er gesagt „Los, wir fahren zurück!“, hätte ich sofort JA gesagt. Er legte den Vierradantrieb ein und es ging los. Mitten durchs Wasser. Es ratterte und knirschte furchtbar laut. Das Auto bewegte sich nur langsam vorwärts. Die Steine unter den Rädern schleuderten beiseite, das Wasser spritze hoch. Und schließlich kamen wir am anderen Ende wieder raus. Warum auch nicht. Wir sind ja nicht die ersten und einzigen die das machen. Trotzdem war es aufregend und spannend. Es folgten noch weitere Creeks, teils tiefer als der Erste, aber alles lief ohne Probleme. Die „Straße“, besser der Weg, verlief steil bergauf und bergab, teils Steigungen von 25-30 Grad (nicht Prozent). Das Auto kämpfte sich im ersten Gang, unter tosendem Motorgeheul, langsam nach oben. Es war so krass! Die „Straße“ bestand aus einer Schotterpiste teilweise überlaufen mit Wasser, teilweise versperrten Äste, Zweige und Steine den Weg. Ab und zu kam uns ein Auto entgegen, die Fahrer grüßten uns alle und sie machten einen gelassenen Eindruck. Das hieß für mich, es kann nichts Schlimmes vor uns liegen, jedes Hindernis scheint passierbar zu sein und vor allem führt der Weg tatsächlich irgendwo hin, wo es Menschen gibt. Tim hatte richtig, richtig viel Spaß, auch wenn es anstrengend war.
In Bloomfield, ein gaaanz kleiner Ort auf dem Weg nach Cooktown, machten wir Rast. Tim brauchte eine Pause vom vielen konzentrierten Fahren und gefrühstückt hatten wir auch noch nicht. Außerdem nutzen wir die Minitankstelle, welche aussah, wie in einem Westernfilm. Der Preis für einen Liter Diesel hatte hier jedoch utopische Ausmaße angenommen. 😀
Ab Bloomfield war der Weg nicht mehr ganz so abenteuerlich, was mich ein wenig erfreute. Es war zwar trotzdem keine geteerte Straße, aber zumindest keine tiefen Wasserlöcher mehr. Der Weg führte nur durch die Natur, kilometer weit nur Natur. Nix als eine lange Straße ohne Abzweige, rings um uns nur Landschaft. Ab und zu ein Auto, dessen Fahrer immer noch grüßen, weil sie sich wahrscheinlich freuen auf ihrer Fahrt jemanden zu sehen.
Kurz vor Cooktown, machten wir noch einen kleinen Abstecher zu den “Endeavour Falls“, welche am Straßenrand ausgeschildert waren. Ein Abstecher in Australien beträgt ca. 30 Kilometer. Die Endeauver Falls waren winzige Wasserfälle auf einer kleinen Range, welche auch für Camper Campingplätze anbot. Bevor die Inhaberin uns den Weg erklärte mussten wir, quasi als „Eintritt“, ihr Haustier füttern. Einen Fisch. Wir wissen leider nicht was es für einer war, jedenfalls war er hungrig und schnappte gierig nach dem Garnelenartigen Zeug, welches wir ihm ins Aquarium hielten. Die „Endeauver Falls“ waren niedlich, aber sehr hübsch.
Kurz nach Mittag kamen wir endlich in Cooktwon an. Tja, was soll man sagen. Cooktown ist sozusagen die letzte „Stadt“ vor dem Cape York, dem Zipfel Australiens. Und selbst in dieser „Stadt“ kommt man sich vor wie Irgendwo im Nirgendwo. In Cooktown soll Captain Cook mit seiner „Endeavour“ gestrandet sein und als erster Europäer ein Känguru gesehen und diesem auch seinen Namen gegeben haben.
Es gab hier nicht wirklich viel zu sehen. Ein kleiner hübscher Hafen und ein Berg namens Grassy Hill. Dort sind wir rauf (es regnete übrigens immer noch) und bestaunten die Aussicht. Wir waren mit den Wolken auf einer Höhe.
Schließlich sind wir raus aus der Stadt, haben uns wieder eine kleine Bucht gesucht und haben uns ausgeruht. Tim hat die Fotos auf den Laptop gezogen und sortiert, ich habe ein bisschen Musik über den MP3-Player gehört und später die Blogtexte der letzten Tage geschrieben. Dann gab es wie immer sehr zeitig Abendessen und gegen 19:30 Uhr lagen wir wieder in unserem Bett. Wir schauten auf einen Sternenklaren Himmel und lauschten dem tosenden Meer und dem ziemlich starken Wind.
6:00 Uhr war die Nacht wieder zu Ende. Es ist schon ein ziemlich komischer Rhythmus in dem wir hier zurzeit leben. Fast 12 Stunden schlafen und dann 12 Stunden unterwegs sein. Aber so nutzen wir die komplette Zeit zu der es hier hell ist. Und sobald es dunkel ist kann man, hier wo nix weiter außer Landschaft ist, sowieso nix machen.
Nun war der Norden für uns eigentlich abgehakt. Obwohl das Cape York, der nördlichste Punkt des australischen Kontinents, schon interessant gewesen wäre. Aber es führen keine wirklichen Straßen dahin, sondern nur Pisten direkt durch den Regenwald, durch Flüsse usw. und dafür sind wir einfach nicht gut genug ausgestattet und auch zu unerfahren … NOCH. 😉
Für den Rückweg nach Mossman wählten wir die richtige Straße durchs Inland. Vier fuhren gute 4 Stunden lang auf ein und derselben Straße, fast ohne Abzweige, nur 2 kleine Dörfer mit je einer Tankstelle lagen auf dem Weg. Weit und breit wieder nur hagere Landschaft, in der Ferne Berge mit Regenwäldern. Links und rechts laufen Kühe und Bullen herum, queren die Straßen einfach so. Am Straßenrand sehen wir nun endlich auch die ersten Wallabys (kleine Kängurus) und größere Kängurus. Sie hüpfen überall herum, auch über die Straße oder sie stehen aufrecht am Rand und schauen in der Gegend rum. Sobald man langsamer wird um sie zu fotografieren, hüpfen sie davon. Wir sehen auch einige tote Kängurus auf der Straße liegen. Bremsen kann man hier dafür nicht. 🙁
Das Wetter ist aber nun wieder schön. Die Sonne scheint, sofort ist es wieder unglaublich heiß. Nach gut 300km geradeaus fahren ohne etwas Richtiges zu sehen sind wir wieder in Mossman. Wir treffen „unsere“ Mädchen wieder, die sich freuen, dass wir wieder da sind. Wir sind wieder zu unserer Bucht gefahren und hatten einen richtig schönen Abend. An dieser Bucht haben sich noch mehr Camper eingetroffen, darunter zwei Jungs aus Deutschland und ein Mädchen aus Deutschland die gerade mit 2 Holländern unterwegs ist. Wir „Deutsche“ haben uns zusammen gesetzt, Teelichter aufgestellt, ein bisschen Wein getrunken und in Scarletts 20. Geburtstag „rein gefeiert“. Es war der erste Abend, seit dem wir im Auto leben, an dem wir mal nicht schon 19 Uhr im Bett liegen und schlafen. Um Mitternacht gab es dann total leckeren Schokokuchen mit Smarties.
Wir sind nun wieder in Cairns und müssen auf unsere Autopapiere warten. Diese werden mit der Post geschickt und das kann wohl noch ein paar Tage dauern. Das ärgert uns ein bisschen, denn eigentlich wollten wir sofort weiter die Ostküste runter. Nun sitzen wir hier ein bisschen fest. Allerdings langweilen wir uns nicht.
Gestern haben wir die „Crystal Cascades“ besucht, ein paar kleine Wasserfälle an einem Fluß, der aus den Bergen hinter Cairns geflossen kommt. Wir waren spazieren, haben entspannt und in den kleinen Pools waren wir auch baden.
Heute haben wir einen kleinen Ausflug zum „Lake Morris“ in den schon angesprochenen Bergen hinter der Stadt gemacht. Dieser See ist das Trinkwasserreservat von Cairns. Die Fahrt dahin war schon wieder spannend. Es ging ganz weit den Berg hinauf. Oben haben wir dann auf einem Felsen eine riesige (ca. 1,20 m) Eidechse gesehen, wahrscheinlich war es aber eher ein Waran. Sie bzw. er lag auf einem Felsbrocken und hat sich gesonnt, ganz regungslos, wir hätten sie fast nicht gesehen.
Die Abende verbrachten wir, wie üblich, an der schönen Promenade, mit Freunden, aber auch mal allein.
Nach endlos scheinendem Warten auf unsere Autopapiere konnten wir am 11.10.2010 endlich weiterfahren.
Erster geplanter Stop war Mareeba. Dort befindet sich die Granite Gorge, ein privat geführter Naturpark, in dem man (unter anderem) Wallabys füttern konnte. Das war sehr niedlich. Wir kannten sie bisher nur vom Straßenrand 😉 und konnten sie nun mal aus direkter Nähe betrachten, füttern und streicheln. Sie leben dort auf, zwischen und unter den Felsen, aber völlig frei und nicht eingezäunt. Trotzdem sind sie an Menschen gewöhnt und kamen sofort angehoppst, als sie uns mit der Futtertüte rascheln hörten. Sie haben sich, beim Streit ums Futter sogar angefaucht. Sehr ungewöhnlich. Man denkt nicht, dass Minikängurus fauchen wie Katzen. Bei Zwein guckte auch ein Babykänguru aus dem Beutel, eines war noch fast ohne Fell, das andere schon deutlich größer und kuscheliger.
Danach fuhren wir weiter Richtung Atherton. Auf dem Weg kamen wir an einem Friedhof vorbei. Wir haben schon öfters welche gesehen und auch das ist hier wieder so ganz anders als in Deutschland. Ich wollte unbedingt mal kurz über einen gehen. Wir haben zwei-drei Fotos gemacht, die wir aber lieber nicht reinstellen, irgendwie ist das ja makaber 😉 Jedenfalls sind diese Friedhöfe ziemlich „anders“. Keine Blumen, die Gräber sind total zubetoniert und auch überhaupt keine Bäume, Sträucher oder sonstiges, alles steht komplett frei.
Kurz vor Atherton stoppten wir noch an einem Memorial Park und hielten ein Nickerchen, welches länger dauerte als gewollt. In Atherton fuhren wir gleich zum nächsten McDonald um mal wieder ins Internet gehen zu können. Eine gute Stunde später gingen wir wieder zum Auto um uns einen Schlafplatz zu suchen und… Das Licht am Auto brannte noch. Wir wussten schon, dass wir uns das mit dem Auto nicht erlauben durften und so war es auch. Die Batterie war absolut flach. Da ging gar nichts mehr. Aber zum Glück sind die Aussies ja ein hilfsbereites Volk und sofort waren zwei Männer zur Stelle, die uns helfen wollten. Allerdings war deren Starterkabel viel zu dünn um unsere Batterie wieder zum Laufen zu bekommen. Die Australier wollten es mit einer alten Methode versuchen und hielten kurzer Hand den Straßenverkehr auf, um unser Auto die Straße entlang zu schieben und während des Rollens anspringen zu lassen. Aber auch das funktionierte nicht. (Ich kam mir vor wie in einem schwarz-weiß-Film) Tim wusste, dass es mit stärkeren Starterkabeln sofort anspringen würde und so hielten wir noch andere Autos an, um danach zu fragen. Kurze Zeit später hatten wir dann auch schon einen netten Mann gefunden, der uns half und es klappte schließlich auch. Nun mussten wir noch eine Weile rumfahren um die Batterie wieder aufzuladen, aber das war halb so wild.